LESERINNENBRIEFE ZU VERSCHIEDENEN THEMEN

Die Galle läuft über

betr.: „Da läuft die Weltmacht“, taz vom 10. 10. 15

Da läuft höchstens die Galle über. Eine ganze Seite über Galopprennen in Hoppegarten und kein einziges kritisches Wort. Jeder ist auf seine Richtung abonniert, schrieb mal der Philosoph Arno Plack. Daran denke ich jeden Tag, wenn ich mich über die engagierte Berichterstattung über Flüchtlinge, andere Minderheiten, Umweltschutz und eben Tierschutz freue – erst vor einigen Tagen hat Jürgen Foß Fakten über Schweine- und Geflügelhaltung darlegen können. Ich war begeistert. Wenn es aber um Pferde geht, scheint die taz kein Herz für Tiere zu haben. Martin Reichert hat sich „königlich amüsiert“ beim Pferderennen. Ich war not amused, das zu lesen.

NINA V. HARLESSEM , Siegen

Karriereristen

betr.: „Die SPD ist alte Dame und Punkerin“, taz vom 10. 10. 15

Bei genauerem Hinsehen entspricht die Partei weder dem Bild einer Punkerin noch einer alten Dame. Schließlich wollen derartige Figuren in der Regel entweder etwas Grundlegendes infrage stellen oder Traditionen bewahren, was beides nicht mehr auf die heutige deutsche Sozialdemokratie zutrifft. Deren Problem liegt gegenwärtig schlicht im fehlenden Idealismus. Was man sehr gut am Lavieren beim TTIP-Abkommen sieht, dessen Kerngedanke, dass die reichen Industrienationen die Gestaltung der Globalisierung im Alleingang unter Ausschluss der Entwicklungs- und Schwellenländer unter sich ausmachen, im eklatanten Widerspruch zu den Ergebnissen der Nord- Süd-Kommission eines fairen Welthandels von Willy Brandt steht.

Deswegen passt zumindest bei der SPD-Führung eher das Attribut eines flexiblen Karrieristen!

RASMUS PH. HELT, Hamburg

Wegweiser

betr.: „Anzeige: Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel, taz vom 10. 10. 15

Wenn ein Bundesminister eine ganzseitige Anzeige aufgibt, ist das immer ein Zeichen dafür, dass irgendetwas nicht in seinem Sinne läuft, und er versucht sich für sein Handeln zu rechtfertigen. Und man tut gut daran, seinen Äußerungen mit einem gesunden Misstrauen zu begegnen. Aber eigentlich weist er uns doch den Weg für die weitere Vorgehensweise in Sachen TTIP: „Die Umwelt- und Verbraucherverbände, die Gewerkschaften und viele engagierte Bürgerinnen und Bürger haben schon viel erreicht: Sie haben die Öffentlichkeit und die Politik aufmerksam gemacht. Sie haben für deutlich mehr Transparenz in den Verhandlungen gesorgt“, so seine Worte. Das kann man doch nur als indirekten Aufruf zu weiteren massiven Protesten interpretieren, damit die Politik nicht nur aufmerksam wird, sondern auch im Sinne der TTIP-Proteste handelt.

HARTMUT GLÄNZEL, Berlin

Rechtliche Konsequenzen

betr.: „Unnötige Verzögerung“, taz vom 15. 10. 15

Seit den sechziger Jahren haben die Energiekonzerne viele Milliarden D-Mark/Euro an Gewinnen aus der Atomkraft herausgeholt. Seit 40 Jahren hat die Anti-AKW-Bewegung diese horrende Verschwendung von Geld und Natur angeprangert und mit gewaltfreien Aktionen dagegen gekämpft. Nun muss die rechtliche Konsequenz daraus gezogen werden: Sie steht exakt im Grundgesetz: „Eigentum verpflichtet. Sein Gebrauch soll zugleich dem Wohle der Allgemeinheit dienen.“

Die Anwendung zum Beispiel in einer öffentlichen Stiftung, die das Kapital bekommt, kann zum Grundstein durch die neue Gesetzgebung werden, die auch vom Verfassungsgericht abgesichert wird.

JOHANNES SPARK , Bremen