: OFF-KINO
Off-Kino
Lars Penning
Filme aus dem Archiv– frisch gesichtet
Mit „Searching For Sugar Man“ (2012) schuf der schwedische Regisseur Malik Bendjelloul eine der erfolgreichsten Musikdokumentationen der letzten Jahre: eine spannende, amüsante und anrührende Suche nach dem amerikanischen Sänger Sixto Rodriguez. Der hatte Anfang der 1970er Jahre zwei erfolglose Alben im Singer-Songwriter-Stil aufgenommen, ehe er scheinbar für immer in der Versenkung verschwand. Doch im damaligen Apartheidstaat Südafrika führte Rodriguez’ Album „Cold Fact“ ein Eigenleben, hier kam der Anti-Establishment-Protest mit Drogenreferenzen vor allem bei jenen weißen Südafrikanern gut an, die einen Wandel wünschten. Ohne sein Wissen wurde Rodriguez dort zum musikalischen Helden. Allerdings lebte dieser mittlerweile als Restaurateur und Bauarbeiter in Detroit, wie ein südafrikanischer Plattenladenbesitzer und ein Musikjournalist Mitte der 1990er Jahre herausfanden. Ein spätes Happy End mit umjubelten Konzerten in Südafrika folgte. „Searching For Sugar Man“ vollzieht die Suche noch einmal nach, erzählt ein Stück südafrikanischer Kulturgeschichte und scheut auch nicht davor zurück, den komplett bodenständigen Sixto Rodriguez ganz filmgerecht stets noch etwas mythischer wirken zu lassen, als er tatsächlich ist (OmU, 20 Uhr, 18.10., 21 Uhr, 19.10., Sputnik 3).
Dass Buster Keaton nicht nur Komiker, sondern auch ein fantastischer dramatischer Regisseur war, zeigt seine Bürgerkriegskomödie „The General“ (1926), in der ein Lokomotivführer versucht, sowohl seine von Nordstaatlern entführte Lokomotive als auch den Respekt seiner Freundin wiederzuerlangen. Wie keinem seiner Zeitgenossen gelang es Keaton in seinen Langfilmen, Gags und dramatische Handlung so miteinander zu verzahnen, dass sie sich gegenseitig antreiben. Daraus ergibt sich eine beispiellose Dynamik, die von Keatons Gespür für Bildaufbau und Kamerafahrten kongenial unterstützt wird. Dabei ist „The General“ trotz der vielen aus der Eisenbahntechnik heraus entwickelten Gags auch eine so glaubhafte wie dynamische Geschichte über Absurdität und Schrecklichkeit des Krieges (OmU, 18.10., 16.30 Uhr, Arsenal).
„Doktor Proktors Pupspulver“,das als geruchsloser Furzantrieb für Astronauten dienen soll, hat der sonst vor allem als Krimiautor bekannte Jo Nesbø für ein Kinderbuch erfunden. Die Verfilmung überzeugt mit engagierten Leistungen seiner kindlichen Darsteller, vielen absurden Einfällen und dem frechen Veralbern von Autoritäten (15. 10.–19. 10., 14.15 Uhr, Moviemento 3, 18. 10.–21. 10., 10.45 Uhr, Central 1).
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen