piwik no script img

Vergebliches Warten

Lageso Wegen einer Personalversammlung werden keine Flüchtlinge registriert

Als wäre der frühzeitige Kälteeinbruch noch nicht genug: Am Mittwoch steht am Landesamt für Gesundheit und Soziales (Lageso) die Zeit still. Wegen einer Mitarbeiterversammlung werden keine Flüchtlinge regis­triert. Trotzdem warten den ganzen Tag über mehrere hundert Menschen auf dem Gelände, das vom anhaltenden Regen völlig aufgeweicht und matschig ist.

Manche haben die Nacht hier bei 3 Grad auf nasskaltem Betonboden verbracht, viele stehen jetzt knöcheltief im Schlamm. Völlig umsonst, denn die Beamten haben an diesem Tag ihre Arbeit niedergelegt. Doch das weiß hier niemand. Nirgends auf dem Gelände ist ein Hinweis zu finden, dass die Flüchtlinge heute vergeblich warten; die Anzeigetafel zeigt lange Zeit dieselben neun Wartenummern an. Nichts passiert.

Die Helfer von „Moabit hilft“ haben spontan Hunderte von Regencapes verteilt. „Die Verwaltung lässt die Flüchtlinge im Regen stehen“, sagt Michael Ruscheinsky, während er einem alten Mann ein solches Cape überstreift. „Dabei war die Versammlung schon länger geplant und der Termin bekannt.“ Selbst die Sicherheitsfirma sei bis zuletzt noch davon ausgegangen, dass sie am Mittwoch ihren Dienst nicht antrete. Die Polizei stand deshalb mit mehreren Einsatzwagen bereit, um das Gelände zu räumen, damit keine Unruhen aufkommen.

Sicherheitspersonal sieht man am Mittwoch dann aber doch, etwa als eine Gruppe Flüchtlinge zurechtgewiesen wird, die ein Feuer gemacht hat, um sich zu wärmen. Die Helfer schütteln nur noch den Kopf. Sie verstehen nicht, warum die Senatsverwaltung für Soziales, der das Lageso untersteht, die Lage nicht besser koordiniert. „In München läuft’s doch auch“, sagt einer der Freiwilligen. Julia Schnatz

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen