AUSSTELLUNG
: Claras Anti-Nazi-Treff

Eigentlich hatten sie eine Weinstube, die Clara Benthien und ihr Mann Hans. Da konnte man seit 1919 trinken und essen, und da Hans bei den Freimaurern war und viele Künstler kannte, kamen die bald alle in die unterirdischen Gewölbe der Hamburger Nicolaikirche. Da die Künstler oft arm waren, durften sie ihr Essen in Kunst bezahlen – sodass in Clara Benthiens Ausweis seit 1940 „Kunsthändlerin“ stand.

Später trug Clara Benthien in ihrer Kneipe Moritaten vor, zu denen die Künstler Kulissen schufen. Max Warburg, Werner Heisenberg und Ernst Rowohlt verkehrten dort. Sie schätzten diesen Ort, der Geheimtipp für jene war, die sich den Frust über die Nazis von der Seele reden wollten. Juden ebneten die Benthiens derweil im Hinterzimmer den Weg ins Exil. Wenn die Nazis anrückten, pfiff der Türsteher laut ein bestimmtes Lied.

Bis 1944 ging das so, dann wurde die Kneipe durch Bomben zerstört. Clara Benthien konnte Gästebücher und Kunstwerke retten. Sie stehen – neben Originalaufnahmen Benthien’scher Moritaten – im Zentrum einer Ausstellung der Staats- und Universitätsbibliothek. „Treffpunkt Tante Clara: ,Hamburgs Sphinx‘“ heißt sie und ist die erste Schau, die sich Benthien widmet. Was auch daran liegt, dass sie so bescheiden war, dass auch ihre Enkelin Nele Lipp, die die Schau bestückt hat, lange nichts von deren Widerständigkeit wusste. PS

■ Fr, 18. 1. bis So, 3. 3., Stabi, Von-Melle-Park 3