: Sarkozy feuert rechtslastige Vertraute
Frankreich Exministerin schwadroniert über Rasse und Nation. Sarkozy muss sich distanzieren
„Frankreich ist ein Land weißer Rasse jüdisch-christlicher Tradition“, proklamierte die frühere Ministerin Nadine Morano in einer Talkshow. Den Islam könne sie tolerieren, solange er eine Minderheitenreligion bleibe. Morano ist nicht Mitglied des rechtsextremen Front National (FN) von Marine Le Pen, sondern Spitzenkandidatin bei den Regionalwahlen in Ostfrankreich der konservativen Partei „Les Républicains“ (LR) von Nicolas Sarkozy. Er musste sich distanzieren und von der treuen Mitarbeiterin trennen.
Seit Monaten läuft er selbst zwar der nach ganz rechts abgewanderten Wählerschaft hinterher und gibt markige nationalistische Sprüche in der Immigrations- und Flüchtlingspolitik von sich. Doch selbst ihm geht Moranos Bekenntnis zu einem rassistischen Gesellschaftsverständnis zu weit. Wenn er nämlich 2017 bei den Präsidentschaftswahlen noch eine Chance für ein Comeback haben will, braucht er auch Stimmen aus der Mitte oder gar von links wie 2007. Darum ist ihm Moranos allzu rechtslastiger Eifer peinlich.
Sarkozy weiß dabei, dass nicht wenige in seiner Partei wie Morano denken. Nach ein paar Tagen Bedenkzeit hat er als LR-Parteichef bei der Wahlkommission (in der Morano den Vizevorsitz führt!) beantragt, ihr den Spitzenplatz auf der Liste der Regionalwahlen im Dezember zu entziehen. Sarkozy machte daraus eine Frage seiner Autorität als Chef.
Die 51-jährige Morano versteht die ganze Aufregung nicht, die sie in der Öffentlichkeit ausgelöst hat. Man wolle ihr den Mund verbieten, protestiert sie, weil sie bloß sage, was andere auch denken und was schon General de Gaulle in ähnlicher Form erklärt habe, was namhafte Biografen allerdings bestreiten. Geht es um die nationale Identität, ist die Exministerin aus Nancy farbenblind. Sie zieht den Kontrast in Schwarz-Weiß vor. Das bewies sie schon mehrfach mit Bemerkungen in den Medien und mit oft aggressiven und fragwürdigen Twitter-Kommentaren.
Die Sarkozy-Vertraute über sich selbst
Moranos Sorge ist nicht, politisch korrekt zu sein. Als Politikerin ist sie ständig in der Offensive, Gegner können von ihr keine Nachsicht erwarten. Ihr Lieblingsopfer ist der sozialistische Präsident François Hollande, dem sie es nie verzeihen konnte, dass er ihren Sarkozy besiegt hat. Schon bevor sie unter Präsident Sarkozy für ihre Verdienste als loyalste Kampagnenhelferin ab 2008 einen Regierungsposten erhielt, zählte Morano immer zu seinem engeren Umkreis.
Mit ihren Äußerungen zeigt sie, wie sehr der Rassendünkel der extremen Rechten und deren nostalgisch verfärbtes Bild der „nationalen Identität“ in die bürgerlichen Reihen vorgedrungen sind und dort fast schon zum politischen Selbstverständnis gehören. Kein Wunder, hat sich Jean-Marie Le Pen sofort mit der heute von allen Seiten kritisierten Morano solidarisiert. Dieses politische Eigentor, das seine Glaubwürdigkeit als Oppositionschef beeinträchtigt, konnte Sarkozy nicht straflos passieren lassen.
Die Medien spotten über die „Scheidung“ in der LR-Chefetage. Morano reagiert in der ihr eigenen Art: „Wenn Sarkozy 2017 antreten will, kann er das gleich vergessen. Den mache ich fertig, Nadine Morano ist eine ungesicherte Handgranate!“, drohte sie als Antwort auf ihre Absetzung als Spitzenkandidatin.
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