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Kopftuchtestin der Moschee

3. Oktober II In rund 20 Berliner Gotteshäusern konnten Besucher ihr Bild vom Islam überprüfen

„Die waren nicht gegen uns als Menschen, sie waren gegen die Moschee“

Muhammad SaDiq

Sie ist eine Besonderheit zwischen Tankstelle, Autohaus und Wohngebäuden in der Nähe des Autobahnzubringers Prenzlauer Promenade: Die Khadija-Moschee im Pankower Ortsteil Heinersdorf ist nach Aussage des Gemeindesprechers das einzige Gebäude in Ostdeutschland, das als Moschee gebaut wurde und das – mit ihrer Kuppel und dem Minarett – auch als solche klar erkennbar ist. Rund 200 Besucher kamen am Sonnabend dorthin, um sich über den Islam und die Arbeit der Gemeinde zu informieren.

Insgesamt knapp 20 Moscheen in Berlin hatten zum Tag der Deutschen Einheit ihre Türen für Besucher geöffnet. Islamische Gemeinden luden zu Führungen, Diskussionsrunden, Vorträgen und Musik ein. Außerdem konnten die Gäste an regelmäßigen Gebetsstunden teilnehmen. Der Tag der offenen Moschee wird seit dem Jahr 1997 veranstaltet. Die Verknüpfung mit dem Tag der Deutschen Einheit sei bewusst gewählt worden, um die Verbundenheit „mit unserem Land“ zu betonen, erklärte der Zentralrat der Muslime.

Beim Gebet dabei sein

Die Gemeindemitglieder in Heinersdorf führten durch die Räume der Moschee; die Besucher konnten beim Gebet dabei sein. Vor der Moschee gab es Tee und Gebäck und junge Gemeindemitglieder verwickelten die Besucher in Gespräche. Im oberen Raum des zweistöckigen weißen Gebäudes, direkt unter der Kuppel, ist der Gebetsraum für die Frauen. Dort hatte die Gemeinde Informationsstände über die Rolle der Frau im Islam aufgebaut.

An einem konnten Besucherinnen ausprobieren, wie es ist, ein Kopftuch zu tragen, und ihre Erfahrungen auf Karten festhalten. Mehrere Frauen schrieben, dass sie sich mit dem Kopftuch geborgen, beschützt oder besonders fühlten, weniger oft war „das Kopftuch schränkt mich ein“ zu lesen.

Die Moschee wurde 2008 eröffnet, viele Anwohner hatten im Vorfeld gegen die Planungen und den Bau protestiert. Die Feindseligkeiten hätten sich inzwischen gelegt, berichtet Sprecher Muhammad Asif Sadiq. Die Gemeinde sei bei Stadtteilfesten dabei, „die Frauen bieten dann Hennamalerei und Gebäck an“, das käme gut an. Außerdem stünde die Moschee Besuchern immer offen.

„Viele Anwohner sind auf uns zugekommen und haben gesagt, dass sie beschämt seien, dass es damals diese Proteste gegeben habe. Die waren nicht gegen uns als Menschen, sie waren gegen die Moschee als Gebäude“, berichtet Muhammad Asif Sadiq. In Heinersdorf fühle die Gemeinde sich inzwischen gut aufgehoben, auch wenn die meisten Gemeindemitglieder ihren Lebensmittelpunkt in ganz anderen Stadtteilen Berlins hätten. Uta Schleiermacher

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