: „Verbote gehören verboten“
SUCHT Streitthema Smartphone: Der Fachtag Mediensucht befasst sich mit häufiger Nutzung
51, ist Medienpädagoge bei der Jugendinfo Bremen
taz: Herr Gerstmann, wann ist man Smartphone-abhängig?
Markus Gerstmann: Nicht die Nutzungsdauer ist entscheidend, sondern das Nutzungsverhalten. Viele Menschen brauchen das Smartphone beruflich und müssen daher ständig telefonieren. Wenn das im Privatleben jedoch überhand nimmt und soziales Miteinander zu kurz kommt, dann kann es problematisch werden.
Alkoholabhängigen empfiehlt man einen Entzug. Funktioniert das mit digitalen Medien?
Nein. Die Meisten sind auf Smartphones angewiesen. Ohne digitalen Zugang kann ich kaum noch eine Überweisung machen. Es geht darum, einen kompetenten Umgang mit dem Smartphone zu fördern.
Wie kann das zum Beispiel in einer Schule funktionieren?
Jede Gruppe muss eigene Richtlinien zur Nutzung festlegen, etwa alle Beschäftigten einer Firma oder die Schüler einer Schule. Sie benennen die Themen, die ihnen wichtig sind und gestalten den Umgang selbst.
An vielen Schulen sind Smartphones allerdings verboten. Ist das keine gute Lösung?
Handyverbote gehören verboten: Die Schüler lernen dadurch lediglich, ihr Smartphone vor den Lehrern zu verstecken. Dabei können Smartphones den Unterricht bereichern.
Was leidet durch starken Handy-Konsum besonders?
Durex hat das in seiner Werbung auf den Punkt gebracht: Die Firma verspricht mehr Sex, wenn Paare im Schlafzimmer ihre Smartphones ausstellen.
Ist das so einfach?
Natürlich gilt das nicht nur für Smartphones. Wenn ich an einem spannenden Buch hänge, bin ich auch abgelenkt. Aber es trifft ein Problem unserer Zeit.
Interview: Laurin Meyer
Fachtag: ab 9 Uhr, Lidice Haus (Stadtwerder)
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