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Der nette Onkel von nebenan

Nea Demokratia Parteichef Evangelos Meimarakis will hoch hinaus. Ob er das schafft, ist völlig unklar

Foto: ap

ATHEN taz | Es war eine Übergangsbesetzung, ja sogar eine Verlegenheitslösung bei der konservativen Nea Dimokratia (ND): Nachdem Antonis Samaras beim sommerlichen Referendum über die Sparauflagen die zweite Wahlschlappe innerhalb von sechs Monaten erleiden musste, übernahm Evangelos Meimarakis das Zepter.

Er ist ein Mann aus der zweiten Reihe, aber immerhin ehemaliger Parlamentspräsident, seit einem Vierteljahrhundert Abgeordneter und Gründungsmitglied der konservativen Jugendorganisation ONNED im fernen 1974. Ob er in Zukunft nun einen aussichtsreichen Posten in der Regierung bekleiden wird, ist noch unklar.

Für einen Neuanfang wäre er jedenfalls keine Idealbesetzung. Aber zumindest Balsam für die Parteiseele. Brachte Samaras früher mal die Konservativen mit hektischer Führung und patriotischen Allüren an den Rand eines Nervenzusammenbruchs, wirkt sein Nachfolger Meimarakis heute wie die Ruhe in Person.

Mit seiner einfachen Sprache und einer zur Schau getragenen Gemütlichkeit konnte er binnen sechs Wochen einen Rückstand von zwanzig Umfragepunkten aufholen. Die andere Hälfte der Wahrheit ist, dass Linkspolitiker Tsipras selbst an Boden verliert, nachdem er Sparauflagen angeordnet, Kapitalkontrollen eingeführt und seinen Herausforderer vielleicht auch unterschätzt hat.

Wer das onkelhafte Lächeln des Oppositionschefs als Schwäche interpretiert, irrt sich gewaltig. Meimarakis kann auch anders. Immerhin gehörte er nach dem Fall der Militärdiktatur 1974 zu den wenigen Jungpolitikern, die sich zutrauten, eine konservative Studentenorganisation ins Leben zu rufen. Linke Kräfte hatten damals die Studentenschaft fest im Griff, die Bezeichnung „konservativ“ galt als Schimpfwort. Gegner werfen Meimarakis vor, er hätte nicht nur auf die Macht des Wortes vertraut, sondern auch Schlägertruppen eingesetzt, um die linke Vormacht in den Hörsälen zu brechen. Seine Leute behaupten dagegen, er hätte alles getan, um rechtsextreme Störenfriede fernzuhalten– was zu diesem Zeitpunkt nicht selbstverständlich war.

Vierzig Jahre später schließt sich der Kreis: Nach dem Wahlsieg der Konservativen 2012 hat Meimarakis als Parlamentspräsident den vermeintlichen Auftrag, die zahlenmäßig starke Fraktion der Rechtsradikalen in Schach zu halten. Drei Jahre später wird er zum Parteichef befördert. Jannis Papadimitriou

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