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Jürgen Vogt über das Friedensabkommen in KolumbienFrieden mit Fragezeichen

Der dickste Brocken auf dem Weg zu einem kolumbianischen Friedensabkommen ist weggeräumt: Denn darüber, wer wofür mit was bestraft werden sollte, herrschte die weitaus größte Unstimmigkeit.

Das Foto von den erstmals Hände schüttelnden obersten Chefs der beiden Verhandlungsseiten unterstreicht die Bedeutung der Übereinkunft. Für Kolumbiens Präsident Juan Manuel Santos und den Anführer der Farc-Guerilla, Rodrigo Londono alias „Timoschenko“, ist der Weg zum Frieden unumkehrbar.

Doch wenn sich der erste Jubel gelegt hat, werden Fragen gestellt: Was soll und muss nach dem seit über 50 Jahren anhaltenden Konflikt als Verbrechen gegen die Menschlichkeit angeklagt werden, welche Vergehen werden straffrei bleiben?

Noch ist über diese Einzelheiten wenig bekannt. Das gilt für alle Punkte des Friedensabkommems: Landreform, Drogen, Eingliederung der Guerilla in das politische System. Erst wenn ein Friedensabkommen unterzeichnet ist, sollen die Einzelheiten bekannt gegeben werden. Und erst dann wird sich zeigen, ob das Vereinbarte von der Bevölkerung angenommen wird.

Denn während für die einen Terroristen am Werk waren, war für die anderen der Kampf gegen das Unterdrückerregime legitim. Für ganze Generationen war es normal, in einem Land mit einem ständigen bewaffneten Konflikt zu leben.

Scharfmacher auf beiden Seiten werden sich gegen einen Friedensschluss stellen. Allen voran der ehemalige Präsident Álvaro Uribe, der auch jetzt wieder gegen die „Terroristen“ wettert und auf Unterstützung eines Teils der Bevölkerung setzen kann.

Am schwersten wird es den Mil­lionen noch lebenden Opfern und deren Angehörigen fallen, das Friedensabkommen zu akzeptieren. Es gibt 5,7 Millionen Flüchtlinge im Land. Kolumbien hat jahrzehntelang die Statistik der Vertreibung angeführt – bis es von Syrien abgelöst wurde.

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