: Groß und schlecht dran
Die Kieler Uni fürchtet, bei dem geplanten Hochschul-Zusammenschluss in Schleswig-Holstein zu verlieren
Warum wächst beim Hai die Niere nach, nicht aber beim Menschen? Was machen Fische, wenn das Meer sauer wird? An der Kieler Christian-Albrecht-Universität geht man solchen Fragen nach – dafür tun sich Professoren mehrerer Fakultäten zusammen und beziehen Kieler Firmen mit ein. Dieses Forscheridyll könnte nun gestört werden, fürchtet die Uni-Leitung: Wenn nämlich bei der geplanten Neustrukturierung der Hochschullandschaft regionalpolitische über wissenschaftliche Erwägungen gestellt werden.
Ende vergangener Woche stellte Wirtschafts- und Wissenschaftsminister Dietrich Austermann (CDU) einen Eckpunktekatalog vor, der „uns in gewisse Aufregung versetzt hat“, sagte der Rektor der Kieler Uni, Professor Jörn Eckert. Denn gerade beim Thema „Hochschulfusion“, also dem Zusammenschluss der drei Standorte Kiel, Flensburg und Lübeck, hatte der Minister den kleinen Standorten zugesichert, sie würden nicht verlieren, eher gewinnen. Die Kieler Uni sei nicht genannt – und würde damit vermutlich die Verliererin, fürchtet Eckert.
Die Kieler Uni sei bereit, über Änderungen zu reden – aber die müssten von wissenschaftlichen, nicht von regionalen Fragen ausgehen, sagte Eckert. Und: „Wer Vorschläge macht, trägt die Beweislast, welche Effekte es geben soll.“ Das habe das Ministerium nicht getan, es sei nur vage von Synergie und mehr Effektivität die Rede.
Tatsächlich musste Austermann mit seinen Plänen früher herausrücken als geplant: Erst am 8. November sollten die Hochschul-Eckpunkte im Kabinett und in der Öffentlichkeit vorgestellt werden. An diesem Tag werde es konkreter, versprach der Sprecher des Wissenschaftsministeriums, Harald Haase. Auf jeden Fall: „Es gibt keine Standortdiskussion – keine Uni verliert.“ Es solle durch neue Strukturen mehr Geld für Forschung und Lehre geben. Aus dem „Schleswig-Holstein-Fond“ wolle Austermann zusätzlich weit über 50 Millionen Euro für Forschung und Innovation bereitstellen. Das ist auch bitter notwendig: Schleswig-Holstein gibt dafür zurzeit nur 1,2 Prozent seines Bruttoinlandsproduktes aus und steht damit an 15. Stelle der 16 Bundesländer.
Neben der Fusion gibt es weitere Fragen, die an den Unis kritisch gesehen werden, etwa die geplante Präsidialverfassung, die die Mitwirkung von Mittelbau und Studentenschaft schwächt: „Davon halten wir nicht viel“, sagte Eckert. „Wenn die Hochschulen autonomer werden sollten, müssen sie ihre Verfassung selbst bestimmen dürfen.“ Dazu wollte der Ministeriumssprecher nichts sagen.
Esther Geißlinger