LeserInnenbriefe
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Arme Grüne!

betr.: „Asylstandards sind nicht zu halten“, taz vom 21. 9. 15

Im Interview spricht sich Boris Palmer für eine „pragmatischere“ Sicht im Umgang mit Asylsuchenden aus und betont zweimal, wie „hart“ das für die Grünen werden wird, von „alten Überzeugungen“ abzurücken und „Einschränkungen von Flüchtlingsrechten hinnehmen zu müssen“. Steht das etwa in irgendeinem Verhältnis zu der Härte, die die Flüchtenden tagtäglich auf ihrem Weg zu einem Ort des Überlebens erfahren? Arme Grüne! Sie wären wirklich zu bedauern, wenn sie das als „hart“ empfänden, was die Asylsuchenden hinnehmen müssen. Empathie war am Wochenende! ANDREA SACHER, Unna

Manipulierbare Werte

betr.: „Die Betrüger von Wolfsburg“, taz vom 22. 9. 15

Ich glaube nicht, dass VW der einzige Hersteller ist, der diesen Trick anwendet. Und spezielle Steuerprogramme für die Zeit des Abgas- oder Verbrauchstest zu nutzen bringt auch bei den Benzinern was.

Vielleicht ist das auch die Erklärung dafür, dass die Normverbräuche in bisher nie gekanntem Ausmaß von den tatsächlichen Verbräuchen nach unten abweichen. Dann wundert es nicht mehr, dass großvolumige und schwere Pkws oder SUVs mit niedrigen Verbräuchen glänzen. Einfach sechs der acht Zylinder während der Tests stilllegen, eine andere Steuerkennlinie einstellen, dass der Wagen die geringe Leistung, die man für den Test braucht, gerade bringt – schon ist eine niedrige Steuereinstufung gesichert. Gleiches gilt für die Abgaswerte, denn was bei Dieseln funktioniert, geht eben auch bei Benzinern.

Abhilfe kann nur geschaffen werden, wenn man die Besteuerung nicht von solchen manipulierbaren Werten trennt. Und Verbraucherinformation geht nur mit echten Fahrtests.

FRIEDRICH-K. BECKMANN, Pinneberg

Wer in die Irre führt, ist Straftäter

betr.: „Betrug bei Volkswagen?“, taz vom 21. 9. 15

Mobilität ist ein hohes Gut. Sie wird zu ca. 90 Prozent noch durch Verbrennungsmotoren ermöglicht, deren Abgase Klima und Gesundheit beeinträchtigen und Schaden anrichten. In Zeiten des Klimawandels ist Manipulieren, das heißt: Absichtliches-von-Hand-Verstellen der Messdaten, besonders zu ahnden. Denn diese Messdaten haben Hinweis-, haben Wegweiserfunktion. Wer absichtlich in die Irre führt, ist Straftäter.

Schadstoffemissionen nicht zu verrechnen ist zudem töricht, Vogel-Strauß-Verhalten. Das gilt im Übrigen genauso für Kohlekraftwerke ,deren Strom dadurch preiswerter erscheint, weil die Schadstoffemissionen nicht berechnet werden. Der Fall VW in den USA ist darüber hinaus durch die Alternative Benzin oder Diesel gekennzeichnet. Was ist schädlicher: der Benzinmehrverbrauch oder die Stickoxide bei Diesel?

KLAUS WARZECHA, Wiesbaden

Modernes Brunnenvergiften

betr.: „Betrug bei Volkswagen?“, taz vom 21. 9. 15

Hallo, lieber Herr Winterkorn, zu dumm: VW bescheißt in den USA mit den Fahrzeug-Emissionswerten – und wird erwischt. Und das auch noch zur IAA. Echt blöd gelaufen. Wenn dann die 18 Milliarden Dollar Strafe wahr werden – das zahlen doch wohl Sie persönlich und Ihr verantwortliches Management. Oder legen Sie das schlicht auf die Kunden um – kleine Preiserhöhung gefällig? Und wurden Sie als zentrale Verantwortungsinstanz und Ihr Management schon um den Rücktritt gebeten? Modernes Brunnenvergiften ist ja schließlich kein Kavaliersdelikt, nicht wahr? Natürlich ohne Abfindung, vererbbare Alterssicherung oder anderweitige Zahlungen, versteht sich. Ehrensache!

WOLFGANG SIEDLER, Langenhagen