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Wow: Blumen-Claudi folgt Pralinen-Toni!

Klatsch Schon wieder erscheint eine grüne Spitzenpolitikerin in einer Promizeitschrift. Was ist da los?

Claudia Roth (Mitte) und Blumen Foto: taz

BERLIN taz | „Ganz still sitzt sie da und bindet Blüten auf einen Draht.“ Effi Briest? Bridget Jones? Oh nein: Die Rede ist von Claudia Roth. Mit diesem Satz nämlich beginnt die aktuelle Gala ein Interview mit der Grünen-Politikerin und Vizepräsidentin des Bundestages. Roth erzählt entspannt über den Mann fürs Leben, den sie nie so recht gefunden habe, und über ihre aufregende Vergangenheit mit Rio und den Scherben. Daneben stehen ein paar Fotos, die Roth natürlich als „Blumenmädchen“ sowie „bunt und schrill“ zeigen – als blonder Tina-Turner-Zwilling mit Pailettenoutfit und neonfarbenen Strähnen im toupierten Haar.

Die Gala, sonst eher für solide Prominenzberichterstattung zu haben („Daniela Katzenberger: ‚Ich nerv‘ mein Kind richtig‘“), reiht sich damit in eine inoffizielle Tradition ein, mit der bisher vor allem das Konkurrenzblatt Bunte auftrumpfte: Promi-Porträts grüner Spitzenpolitiker.

Da war Simone Peter, Bundesvorsitzende der Grünen, die der Bunten ein offenherziges Interview über die tatsächliche Vereinbarkeit von Beruf und Familie gab – prompt aber öffentlich protestieren musste, als das Blatt für die Onlineversion ein recht schnödes Fazit fasste und sie mit der Schlagzeile „Sechs Tage Karriere, ein Tag für das Kind“ betitelte.

Oder, unvergessen, der Fraktionsvorsitzende Hofreiter, der für die Bunte im Botanischen Garten Aquarelle malte und bei Markus Lanz sein „süßes Hobby“ (Bild) verriet: Pralinen selber machen. Auf Facebook postete „Pralinen-Toni“ (wieder Bild) sodann auch Rezepte für Naschereien – geschickt mit umweltpolitischer Message garniert: „P.S. Am besten Bioprodukte und Fair-Trade-Schokolade verwenden.“

Das ist sympathisch. Und ausgesprochen schlau. In das „Malen ist seine heimliche Leidenschaft“-Interview hat Hofreiter geschickt zwei, drei knackige Sätze zum Thema Schwarz-Grün geflochten. Damit erreichte er eine ganz andere Leserschaft als mit einem trocken politischen Interview in einer Tageszeitung.

Es menschelte, das mögen die Wähler. Und für die Bunte sprangen ein paar nette Fotos raus, ganz zu schweigen von den Klicks und Leserzahlen, die Phrasen wie „heimliche Leidenschaft“ und „im Gespräch verrät er“ liefern.

Im Fall Claudia Roth sieht das aber natürlich etwas anders aus. Sie war schon immer so, wie sie sich hier präsentiert: sonnig, authentisch. Sicher war das auch immer ihr Fluch: Das ewige ­Blumenkind, das man für einen fröhlichen Auftritt tadelte und für jede ernste Aussage gleich noch mehr. Aber: Sie muss ­weniger kämpfen, seitdem sie nicht mehr Parteivorsitzende ist.

Um harte Politik muss es im Gala-Interview, das etwas verspätet aus Anlass von Roths 60. Geburtstag im Mai erscheint, also nicht gehen. Die Gala versucht den Spagat dennoch – mit mäßigem Erfolg. Denn Fragen nach der „Initialzündung für Ihr Gerechtigkeitsempfinden“ erschrecken den Im-Wartezimmer-beim-Zahnarzt-Leser womöglich doch zu sehr.

Immerhin zieht die Gala-Autorin ein positiveres Fazit als seinerzeit ihre Bunte-Kollegen: „Keine Frage: Claudia Roth ist mit sich im Reinen.“ Und das sei ihr von Herzen gegönnt.

Johanna Roth

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