: Der Neue mit den neuen Ansätzen
VERWALTUNG Der Integrationsbeauftrage Andreas Germershausen präsentiert seine Ideen
Selbstbewusst sieht er aus, der neue Integrationsbeauftragte des Senats: Geschniegelt im schicken Anzug sitzt der 63-Jährige da und lauscht zufrieden den warmen Worten seiner Chefin, Integrationssenatorin Dilek Kolat (SPD). Unter 60 Bewerbern habe Andreas Germershausen „die Nase vorn“ gehabt, sagt sie – weil er fachlich Spitze sei „und weiß, was jetzt zu tun ist in dieser dramatischen Situation“. Damit meint sie nicht die halbjährige Vakanz des Beauftragtenposten, sondern die Flüchtlingskrise. Auch der Ethnologe, der seit 14 Jahren in der Dienststelle arbeitet, nennt dies einen „heiklen Punkt“, der alle anderen Integrationsfragen derzeit dominiere.
Tatsächlich hat der frühere Stellvertreter der im Februar zurückgetretenen Monika Lüke zum Amtsantritt am Mittwoch zwei Neuigkeiten zu verkünden. So werde man ab sofort in jede „neue und größere“ Flüchtlingsunterkunft Integrationslotsen schicken. Aktuell gebe es rund 300 dieser Sprach- und Kulturmittler, wovon 200 über den öffentlichen Beschäftigungssektor finanziert würden und knapp 100 unbefristet und nach Tarif entlohnt über das Landesrahmenprogramm Integrationslotsen. Bis Januar 2016 werde man rund 50 weitere Lotsen über das Rahmenprogramm einstellen. Weitere 50 würden über Beschäftigungsprogramme dazu kommen, ergänzt Kolat.
Ausländerbehörde entlasten
Zudem will Germershausen in seinem Haus in der Potsdamer Str. 61–65 ein „Willkommenszentrum“ aufbauen, das im kommenden Sommer eröffnen soll. 12 Mitarbeiter bekomme er zusätzlich, erklärt er, um „eine Beratungsstelle für alle neuen Zuwanderer anzubieten“. Die bereits existierende Beratung zu Ausländerrecht werde erweitert um die Themen Arbeit und Ausbildung, bestehende Angebote von Migranten- und anderen Organisationen würden einbezogen, so Germershausen. Ziel sei auch eine Entlastung der Beratungsstellen von Ausländerbehörde und dem Landesamt für Gesundheit und Soziales.
Zusätzliche Integrationsangebote für die vielen neuen Flüchtlinge soll es laut Germershausen dagegen nicht geben. Vielmehr müssten bestehende Programme zur Qualifikation und Weiterbildung „verstärkt“ für Flüchtlinge genutzt werden“.Susanne Memarnia
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