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LeserInnenbriefe

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Die veröffentlichten Briefe geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder.

Erbärmliche Wertegemeinschaft

betr.: betr.: „Großbritannien. Stolz sein, Leben zu retten“,taz vom 8. 9. 15

Die Frage muss erlaubt sein: Was ist das für eine unheilige Allianz von „Unwilligen“, die dieser seit Jahren eskalierenden humanitären Tragödie tatenlos zusehen?

Da sind die USA, die diese Katastrophe unvorstellbaren Ausmaßes mit einer Gruppe von sogenannten Willigen zu verantworten haben, indem sie auf Lügen basierende Rechtfertigungen benutzten, um eine ganz Weltregion mit Krieg, Terror, Elend, Tod, Folter und Zerstörung zu überziehen. Ein von ihnen fortgesetzt geführter menschenverachtender und perverser Drohnenkrieg mit Tausenden von Toten als Kollateralschäden setzt weiterhin – ungehindert von der Internationalen Gemeinschaft – auf diese Methode der Destabilisierung von Staaten, Völkern, Kulturen und Gesellschaften.

Dann verweigert ausgerechnet das mit den USA verbündete Großbritannien, welches als Britische Kolonialmacht und als ein Weltreich über Jahrhunderte große Teile der Welt beherrscht, ausgebeutet und versklavt hat, bis in die letzten Tage die Aufnahme von Flüchtlingen. War es nicht ein Tony Blair, der als engagiertester Kriegstreiber im Irak unermessliche Zerstörung und grenzenloses menschliches Leid zu verantworten hat?

Dass sich dann auch noch einige der osteuropäischen EU-Länder, die sich als das „Neue Europa“ (Rumsfeld) nicht zu schaden waren, im Auftrag der US-amerikanischen Nachrichtendienste in geheimen Foltergefängnissen angebliche „Verdächtige“ vorwiegend muslimischen Glaubens inhumansten Behandlungs- und Verhörmethoden auszusetzen, dagegen wehren, nicht-christlichen Flüchtlingen aus den Kriegs- und Krisenregionen Schutz zu gewähren, kann man nur mit Abscheu und Verwunderung zur Kenntnis nehmen.

Spätestens jetzt muss auch das Argument, die USA und der Westen müsse die verbündeten Golf-Staaten wie Saudi-Arabien, Katar oder Kuwait massiv mit Rüstungsgütern beliefern, da diese Plutokratien angeblich eine für die Region stabilisierende Funktion ausüben würden, auch dem naivstens Politikbeobachter als absurd und höchst zynisch erscheinen. Was für eine erbärmliche Wertegemeinschaft ist dieser freie Westen und ist diese EU, die unaufhörlich im Dauermodus zockende, sogenannt „systemrelevante“ Banken und korrupte Staaten vor der Insolvenz rettet, bei der Rettung bislang offensichtlich „systemirrelevanten“ Lebens von Millionen – ohne eigenes Verschulden – leidgeprüften Menschen in einer eklatanten Weise versagt.

MICHAEL J. KINDL, München

Schmerzhafte Erinnerungen

betr.: „Die Wahrheit unter der Haut“, taz vom 11. 9. 15

In eurem sehr lesenswerten Bericht über Eric Kandel hättet ihr ruhig erwähnen können, dass er 1939 – mit neun Jahren – nach dem „Anschluss“ Österreichs aus Wien emigrieren musste. Seine traumatischen Kindheitserlebnisse in der Schulzeit als jüdisches Kind haben durchaus mit seinem Forschungsthema zu tun: der Suche nach dem Gedächtnis.

Wer den wunderbaren Dokumentarfilm von Petra Seeger (2008) über ihn gesehen hat, wird seine überraschende Freundlichkeit und Offenheit gegenüber Berlin und Wien nicht vergessen – trotz oder wegen der schmerzhaften Erinnerungen.

KATRIN SWOBODA, Frankfurt am Main

Ein Punkt gefehlt

betr.: „Bigottes Postergirl“, taz vom 8. 9. 15

Der große Artikel über die fundamentalistische Beamtin Kim Davis, die keine schwulen oder lesbischen Paare trauen will, war schon interessant. Mir hat aber ein Punkt gefehlt, den die NZZ in ihrem viel kürzeren Bericht hervorgehoben hat.

Der Richter hat der Fundamentalistin klargemacht, dass es völlig ausreichen würde, wenn sie einen ihrer Stellvertreter die Trauung vollziehen ließe. Sie selbst hätte das gar nicht machen müssen. Aber auch das hat Davis abgelehnt.

PHILIPP HELDMANN, Mannheim

Am Stück gelesen

betr.: „Wir machen es anders“, taz.zum wandel vom 5. 9. 15

Ein fettes Lob!

Erst dachte ich: Hä, überhaupt keine Nachrichten. Was soll das? Dann fing ich an zu blättern. So lange habe ich die taz lange nicht mehr am Stück gelesen! Das war ja wie ein Fachbuch! Super! Ich finde, ihr solltet so etwas öfter mal machen.

Ich bin mal wieder richtig stolz auf meine taz und habe mal wieder das Gefühl, die richtige Zeitung abonniert zu haben. Danke an das gesamte Team. LUTZ-E. BOHR, Bergisch-Gladbach

Mut machende Berichte

betr.: „Wir machen es anders“, taz.zum wandel vom 5. 9. 15

Glückwunsch zur taz von heute!

Bitte in Zukunft mehr davon, wie man die Welt ein kleines bisschen besser machen kann! Bitte wieder regelmäßig (mindestens) eine Zukunfts-Seite mit positiven, Mut machenden Berichten. Deprimierende Nachrichten gibt schon genug.

PETRA SCHRÖDER, Bremen

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