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"Einen Spiegel vorhalten"

FAIRNESS Die "Faire Woche" widmet sich der mangelnden Transparenz in Lieferketten

Ana Maria Becker

40, Promotorin für fairen Handel beim Bremer Informationszentrum für Menschenrechte und Entwicklung.

taz: Frau Becker, das Motto zum Auftakt der „Fairen Woche“ in Bremen lautet „Tatort Lieferkette“. Was ist an dem Thema kriminell?

Ana Maria Becker: Der Tatort bietet eine ganz gute Szenerie mit verschiedenen Akteuren: Es gibt Täter, Opfer, Anwälte und Komplizen. Den Verbrauchern, aber auch den großen Unternehmen wollen wir damit einen Spiegel vorhalten und ihnen zeigen, welche Probleme es im Lebensmittelbereich gibt. Soziale und ökologische Standards könnten nämlich deutlich besser sein.

Wer sind die Täter und was ist ihr Verbrechen?

Es sind vor allem große Supermarktketten und Discounter, die mit ihrer Marktmacht die Preise diktieren können. Das wirkt sich auf die ganze Lieferkette aus und endet bei den Produzenten, die nahezu nur noch Hungerlöhne bekommen.

Welche Branchen sind davon betroffen?

Bananen sind ein gutes Beispiel: Hier kontrollieren fünf multinationale Konzerne mehr als 60 Prozent des globalen Handels.

Was muss sich ändern?

Wir möchten die Verbraucher dazu aufrufen, Produkte aus fairem Handel zu bevorzugen. Sie sollen genauer hinschauen, woher die Lebensmittel stammen und dadurch vielleicht auch ihr Konsumverhalten ändern.

Der Tiefkühlhersteller Frosta hat angekündigt, die Herkunft seiner Produkte offenzulegen. Reicht das aus?

Das ist zwar ein guter Anfang, aber Transparenz allein genügt noch nicht. Wir fordern die Unternehmen auch dazu auf, ihren Zulieferern faire Konditionen zu gewähren. Dazu muss sich auch auf politischer Ebene einiges ändern. Hier ist die Bundesregierung gefragt, die Unternehmen zu einer Offenlegung ihrer Lieferkette zu verpflichten.

Interview: Laurin Meyer

Eröffnung der „fairen Woche“: 14 Uhr, Ziegenmarkt

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