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Elefantenrunde mit Tücken

Griechenland Bei der ersten TV-Debatte vor den Wahlen punkten Ex-Premier Tsipras und der Chef der Konservativen, Meimarakis. Alles läuft nach ganz strengen Regeln ab

Aus Athen Jannis Papadimitriou

So etwas hat es in Griechenland seit den neunziger Jahren nicht gegeben: Die Chefs aller im Parlament vertretenen Parteien sitzen an einem Tisch und debattieren nüchtern über die anstehenden Wahlen. Wobei „Debattieren“ kein richtiger Ausdruck ist, denn sieben Kontrahenten monologisierten eher bei der Elefantenrunde am Mittwochabend, und das drei Stunden lang.

Ex-Premier Alexis Tsipras machte dabei zwar einen routinierten Eindruck. Hingegen nicht immer überzeugend waren seine Antworten auf kritische Fragen zu seiner radikalen Wandlung – vom Kritiker zum Mitunterzeichner der Sparauflagen: Seine Regierung habe einen „großen Kampf“ geliefert und dabei auch Fehler gemacht. Einen Teil ihrer Wahlversprechen habe sie nicht erfüllen können, werde dies aber in Zukunft tun, erklärte der Linkspolitiker.

Kritik von den Konservativen verbot er sich mit dem in Griechenland üblichen Hinweis, die Oppositionspartei habe während ihrer Regierungszeit alles viel schlechter gemacht und insofern kein Recht, nun auch noch Kritik zu üben. Und außerdem: „Die Umstrukturierung der griechischen Schulden ist eine Realität“ donnerte der Linkspolitiker mit Hinweis auf den EU-Gipfel im Juli. Woher diese Gewissheit kommt, wollte er nicht verraten und die sechs anwesenden Journalisten wollten oder durften auch nicht mehr nachhaken.

Nur einmal verlor der Syriza-Chef beinahe die Nerven, als eine Journalistin seinen Umgang mit den Flüchtlingen stark kritisierte: „Es reicht mit der Heuchelei“, protestierte Tsipras und erklärte, er und der italienische Ministerpräsident Matteo Renzi hätten die Flüchtlings­problematik angeblich erst auf die EU-Agenda gesetzt.

Die Inhalte der Fragen wurden immerhin den Jour­nalisten überlassen

Insgesamt eine gute Figur machte der konservative Oppositionschef Evangelos Meimarakis, reagierte aber oft gereizt auf kritische Fragen – etwa als er auf die Extrempositionen einzelner Parteimitglieder zur Flüchtlingspolitik angesprochen wurde. „Die Position unserer Partei vertritt der Parteichef“, erklärte er. Punkt. Aus.

Unerwartet offenherzig zeigte sich Meimarakis dagegen bei der Frage, ob er eine Große Koalition mit Syriza anstrebe. Er sei bereit, bei der Syriza-­Parteizentrale vorbeizuschauen und mit dem Ex-Premier darüber zu sprechen, beteuerte er. „Hast du vielleicht morgen Zeit?“, fragte er Tsipras scheinbar spontan. Der Linkspolitiker antwortete nicht. Er durfte auch nicht antworten, denn ein Frage-und-Antwort-Spiel war nach den strengen Regeln dieser TV-Debatte nicht gestattet.

Überhaupt: die Regeln. Viele der anwesenden Journalisten und Politiker protestierten ­gegen das strikte Regelwerk der Debatte, das keinen offenen Dialog und kaum Fragen zulässt. Die Beschwerde der Journalisten war verständlich, die der Politiker dagegen scheinheilig. Denn niemand sonst als die Parteien selbst hatte die Regeln vereinbart: Stundenlang hatte vor der TV-Debatte eine „Kommission“ aus sieben Parteivertretern beraten, um festzulegen, wann und wie lange Journalisten fragen und Politiker antworten. Die Inhalte wurden immerhin den Journalisten überlassen.

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