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Explosionsursache bleibt unklar

KONSEQUENZEN Ein Jahr, nachdem in einem Wohngebiet eine Recycling-Firma in die Luft geflogen ist, bietet Niedersachsens Umweltminister Stefan Wenzel zwar eine Entschuldigung –aber nur wenig Aufklärung

Am ersten Jahrestag der verheerenden Explosion der Recycling-Firma Organo Fluid in Ritterhude bei Bremen hat sich Niedersachsens Umweltminister Stefan Wenzel (Grüne) bei den Nachbarn des Chemiebetriebs entschuldigt. Angesichts des Versagens der Aufsichtsbehörden sei dies eine Frage von „Anstand und Moral“, sagte er am Mittwoch bei der Landespressekonferenz in Hannover.

Bei der Katastrophe im September 2014 waren 40 angrenzende Wohnhäuser beschädigt worden – acht davon so massiv, dass ihre Bewohner teilweise über Monate in Ausweichquartieren wie Wohnmobilen leben mussten. Da die Fabrik mitten in der Nacht in die Luft flog, starb lediglich ein Mitarbeiter.

Doch trotz der an ein Kriegsgebiet erinnernden Bilder aus der Kleinstadt kommt die Aufklärung des Unglücks nur schleppend voran. Warum die Chemiefirma explodierte, konnte der Umweltminister nicht sagen – die Untersuchung der technischen Ursachen sei Sache der weiter ermittelnden Staatsanwaltschaft.

Bereits im Mai hatte die Landesregierung ein massives Versagen der Gewerbeaufsicht in Cuxhaven, der ehemaligen Bezirksregierung Lüneburg und der landeseigenen Gesellschaft für die Endlagerung von Sondermüll eingeräumt. Die Behörden hätten Veränderungen der Chemieanlage nicht bemerkt; auch hätten sie nicht erkannt, dass die von Organo Fluid durchgeführte Verbrennung betriebsfremden Sondermülls nie genehmigt worden sei.

Wenzel hatte die Überprüfung aller Chemiebetriebe in Niedersachsen angekündigt. In wie vielen Fällen diese bereits abgeschlossen ist, konnte der Minister nicht sagen. Immerhin: Als Reaktion auf die Explosion sollen Genehmigungsunterlagen künftig übersichtlicher geführt werden. Auch soll bei der Überwachung das Vier-Augen-Prinzip gelten – und auf Anwohnerbeschwerden schneller reagiert werden. WYP

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