Filmein Original Fassung Premieren

Knight of Cups Foto: Studiocanal

OFF-KINO

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Lars Penning

Filme aus dem Archiv– frisch gesichtet

Die Magical-History-Reihe im Arsenal beleuchtet in diesem Monat bedeutsame Partnerschaften in der auf die Zusammenarbeit vieler Spezialisten angewiesenen Kunstform Film. Dazu gehört auch die berufliche Beziehung des Regisseurs Yasujiro Ozu zur heute 95-jährigen Schauspielerin Setsuko Hara, die in insgesamt sechs seiner Filme mitwirkte. In den späten 1940er- und frühen 1950er-Jahren spielte sie in Ozus brillanten Familiendramen um die Erwartungen, die die verschiedenen Generationen gegeneinander hegen, die Töchter, später dann in ganz ähnlich gelagerten Geschichten die Mütter. Hara besaß eine außerordentlich sympathische Art sanfter Bestimmtheit und prägte damit für lange Zeit den Frauentypus des japanischen Films. In „Tokyo monogatari“ (1953) spielt sie Noriko, die Schwiegertochter eines älteren Ehepaares, das aus der Provinz nach Tokio reist, um zwei seiner erwachsenen Kinder zu besuchen. Doch die bringen nur wenig Zeit und Interesse für sie auf, allein Noriko, deren Mann im Krieg gefallen ist, kümmert sich. Am Ende reisen die Eltern enttäuscht ab, die Mutter verstirbt kurze Zeit später. Doch auch wenn die Sympathie des Films auf Seiten der beiden Alten liegt, verurteilt der Film niemanden: Man erkennt sowohl Ozus Trauer um den Verlust einer traditionellen Lebensweise im Nachkriegs-Japan, als auch das Verständnis für die notwendige Abnabelung von den Eltern und die Zwangsläufigkeit eines Lebenszyklus (OmU, 11.9., 20 Uhr, Arsenal 2). Ein Quasi-Stummfilm zehn Jahre nach Beginn der Tonfilmära: Charlie Chaplin hatten den Absprung noch nicht ganz gefunden und schuf mit „Modern Times“ (1936) doch einen seiner besten Filme. Brillant ist vor allem die Musikalität, mit der die Sequenzen um einen Fließbandarbeiter gestaltet sind, der angesichts der Eintönigkeit und des irren Tempos seiner Arbeit überschnappt und plötzlich mit unglaublicher Leichtigkeit und Grazie durch die Werkhallen zu tänzeln beginnt. Unvergessen bleibt auch Chaplins Darbietung als singender Kellner, dem die Manschetten, auf die er seinen Text geschrieben hat, wegfliegen und der fortan in einer unverständlichen Fantasiesprache singt. Die Vorführung findet mit musikalischer Begleitung statt (13.9., 20 Uhr, Regenbogenkino). Ein echter Stummfilm ist Carl Theodor Dreyers Lustspiel „Die Pfarrerswitwe“, in dem ein junger Pfarrer im 17. Jahrhundert nach altem Brauch die Witwe seines Vorgängers heiraten soll. Doch die ist bereits eine Greisin und hat schon drei Ehemänner überlebt. Beim Stummfilm um Mitternacht (12./13.9.) bedient Anna Vavilkina die Kino-Orgel (13.9. Babylon Mitte).