Verbotwünsche: Keine Angst vorm Schubidu

Die Forderung nach einer Absage des Xavier Naidoo - Konzerts ist nicht links - sondern reaktionär.

Xavier Naidoo

Musiker mit verschwommener Weltsicht: Xavier Naidoo. Foto: DPA

BREMEN taz | Wird Bremen einen Auftritt des ressentimentgeladenen Schmusebarden Xavier Naidoo überstehen? Oder wird der Reichsbürger Mannheims durch den Vortrag raunender Plattitüdenlyrik einen homophoben und antisemitischen Sturm entfesseln?

Während der Lesben- und Schwulenverband dem Auftritt in wohltuender Gelassenheit entgegen sieht, scheint der Bremer Linksjugend-Verband genau das zu befürchten. Denn anders als durch den Verweis auf dramatische Folgen ließe sich das von [solid‘] geforderte Auftrittsverbot rechtlich kaum begründen. Und zugleich scheint sie sich außerstande zu sehen, mit den Waffen des Wortes, mit Kritik und politischem Argument gegen den Sog des Popgequorgels zu bestehen. Klar, in dieser Ohnmacht bleibt nur der Ruf nach einer Autorität, die durchgreifen und dem Spuk ein Ende bereiten soll. Als nächstes kommt dann zweifellos der evidente, aggressiv heteronormative Sexismus von Helene Fischer ins Visier der eher spießig als sozialistisch inspirierten Tugendwächter.

Nein, man braucht sich angesichts dieser Bremer Diskussion nicht zu fragen, ob eine schrankenlose Meinungs- und Kunstfreiheit ein wünschenswerter Zustand wäre. Sie zeigt eher, wie salonfähig Zensurforderungen wieder geworden sind: Politische Haltung bestimmt sich aber durch ihre Mittel nicht weniger als durch ihre deklarierten Ziele. In diesem Sinne erweist sich der Jugendverband [solid‘] nicht als links – sondern als sehr solide reaktionär.

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Jahrgang 1972. Seit 2002 bei taz.nord in Bremen als Fachkraft für Agrar, Oper und Abseitiges tätig. Alexander-Rhomberg-Preis 2002.

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