piwik no script img

Her mit der Knete oder wir schreiben

OMG Journalisten nahmen offenbar Geld von Marokkos König

Noch fragt man sich zu beiden Seiten des Mittelmeers, welche anscheinend kompromittierenden Informationen aus demLeben von König Mohammed VI. der marokkanischen Staats­führung drei Millionen Euro wert sein könnten. So viel Geld nämlich haben zwei ­fran­zösische Autoren verlangt, damit sie auf die Publikationihres neuesten Buches verzichten. Haben sie sich „bloß“ be­stechen lassen oder haben sie im Gegenteil versucht, den ­König zu erpressen? Das muss jetzt die französische Justiz abklären.

Vor allem aber fragt man sich, wie die beiden im Umgang mit nordafrikanischen Regimes erfahrenen Journalisten so naiv sein konnten. Eric Laurent hatte am 23. Juli einen engen Vertrauten des Königs informiert, dass er und seine Kollegin Catherine Graciet, mit der er schon ein erstes kritisches Buch über Mohammed VI. verfasst hatte, eine weitere Publikation plane, darauf aber im Falle eines Arrangements verzichten würde. Am Telefon war von einem Schweigegeld von drei Millionen Euro die Rede.

Die Berater des marokkanischen Monarchen reichten in Paris Klage ein. Alle weiteren Gespräche bei mehreren Treffen wurden heimlich per iPhone aufgezeichnet, und ­zuletzt stellte die französische ­Polizei den beiden Journalisten eine Falle: Beim Verlasseneiner Pariser Hotelbar wurden sie je mit 40.000 Euro und ­einem handschriftlichen Vertrag festgenommen, in dem sie gegen die Zahlung von ­insgesamt zwei Millionen Euro versprechen, ihre Informationen unter Verschluss zu behalten.

Dem marokkanischen König soll es recht sein, wenn mit den geldgierigen Buchautoren und mutmaßlichen Erpressern in Paris auch die Kritiker und die Opposition im eigenen Land pauschal mit diskreditiert werden. Rudolf Balmer, Paris

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen