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Reporter erschossen

USA Soziale Netzwerke löschten Täter-Profil

Nachdem der US-Journalist Vester Lee Flanagan in Virgina vor laufender Kamera seine zwei früheren Kollegen Alison Parker und Adam Ward erschossen hatte, nutzte er Facebook, Linekdin und Twitter als Plattform. Er nannte hier nicht nur sein vermeintliches Motiv – Diskriminierung –, sondern teilte auch ein Video, das das Attentat aus seiner Perspektive zeigt.

Das 56-Sekunden-Video verbreitete sich schnell in den Netzwerken. Viele teilten es und luden es auf andere Plattformen wie YouTube. Durch die auf Face­book und Twitter übliche Autoplay-Funktion bei Videos hatten viele Nutzer gar keine Wahl, ob sie die verstörende Szene sehen wollten, denn das Video wurde automatisch abgespielt.

Facebook und Twitter stehen nun dafür in der Kritik. Denn auch wenn die beiden Anbieter schon nach wenigen Minuten die Profile des zu dem Zeitpunkt noch flüchtigen Täters löschte, konnten wahrscheinlich schon Tausende die tödlichen Schüssen auf die zwei Journalisten sehen.

Somit führt das Attentat nicht nur zu eine Diskussion über die fortdauernde Gewaltspirale in den USA. Sie ist auch Anlass dafür, über den Umgang mit Inhalten von Attentätern in sozialen Medien zu sprechen. Denn dies ist ein weltweites Problem – denkt man etwa an die German­wings-Katastrophe oder das Attentat auf Charlie Hebdo. Auch hier wurden Videos, Profile von Tätern, Opfern und sogar von Namensvettern geteilt, von Medien veröffentlicht und zur Recherche verwendet.

Die voreilige Beschuldigung von vermeintlichen Tätern und deren Familien und auch die Mutmaßungen über Motive wurden durch offen einzusehenden Profile bisher begünstigt. Im Fall von Flanagan erschwert das gelöschte Profil die Recherche der Medien und begünstigen somit Mutmaßungen. Bisher haben die sozialen Netzwerke keine Richtlinien, wie sie in derartigen Fällen mit Inhalten und Profilen von ­mutmaßlichen Attentätern umgehen. HDL

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