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„Dramatische Zustände“

PROTEST Der Aktivist Dirk Mühlenberg will gegen Urantransporte mobilisieren

Grafik: Anne Lund
Dirk Mühlenberg

42, Referent und Umweltaktivist beim Anti-Atom-Büro Hamburg

taz: Herr Mühlenberg, der Atomausstieg ist beschlossen. Haben sich damit nicht auch die Anti-Atom-Proteste erledigt?

Dirk Mühlenberg: Bundeskanzlerin Merkel hat das damals geschickt gemacht: Es gab einen Störfall in einem AKW und dann hat sie angekündigt, die AKWs stillzulegen. Das deutsche Atomprogramm umfasst aber viel mehr als nur die Kraftwerke. Es ist hochdifferenziert und international stark vernetzt. Im westfälischen Gronau steht eine große Urananreicherungsanlage. Im niedersächsischen Lingen steht eine große Brennelementefabrik. Und die laufen ohne Befristung einfach weiter.

Ist das also nur ein halber Atomausstieg?

Genau. Es ist eine politische Reaktion auf eine starke Protestbewegung gewesen. Die hat sich aber noch nicht erledigt. In den Jahren 2021/22 sollen sechs Atommeiler auf einmal stillgelegt werden. Es kommt dann auf eine Anti-Atom-Bewegung an, die Druck macht, dass das auch wirklich passiert.

Das ist in sieben Jahren. Was kann schon heute getan werden?

Wir sind nicht zuletzt gegen den Betrieb von Atomanlagen, weil in den afrikanischen Uranabbaugebieten dramatische Zustände herrschen. Leider wird das oft übersehen. Zwischen 20 und 25 Prozent des namibischen Urans laufen über den Hamburger Hafen. Hier können wir ansetzen und das Uran stoppen, bevor es zu Atommüll wird. Und genau das tun wir jetzt bei den geplanten Protesten gegen die Transporte.

Wie soll der Protest aussehen?

Wir haben uns bundesweit vorgenommen, den ersten Urantransport nach dem 13. September zu begleiten. Er wird über den Hamburger Hafen abgewickelt und geht auf der Schiene weiter nach Frankreich. In Trier, Koblenz, Köln, aber auch in Bremen-Mahndorf wird es Protestaktionen geben. Ich würde mir wünschen, dass wir den Transport stoppen können. Wir sind aber nicht an einem Punkt wie in Gorleben, dass wir da mit Traktoren und tausenden von Leuten anrücken werden.

Interview: Laurin Meyer

Infoveranstaltung zum Aktionstag gegen Atomtransporte“, 19.30 Uhr, Lagerhaus, Medien-Coop

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