: Bauen light ist nicht schwer
Wohnen Berlin plant, Wohnungen für 30.000 Menschen in modularer Bauweise zu errichten
Die Senatspläne, bis Ende 2016 Leichtbau-Wohnungen für 30.000 Berliner hochzuziehen (taz berichtete), sind offenbar keine bloße Ankündigungspolitik. Stephan Niewolik vom Arbeitskreis Junge Architektenkammer hält es für möglich, modulare Bauten binnen 100 Tagen nach Erhalt der Baugenehmigung hochzuziehen. „Wir arbeiten mit einem Partner aus Asien zusammen, der zugesichert hat, die Bauteile schnell zu liefern“, sein Büro Wehrhahn Architekten wolle das an einem Standort jetzt ausprobieren, sagte Niewolik der taz. Nachschubprobleme für die Baumodule sieht er nicht.
Stadtentwicklungssenator Andreas Geisel (SPD) sieht mögliche Engpässe, wenn nicht nur Berlin, sondern angesichts der großen Flüchtlingsbewegungen auch andere Städte auf die „modularen Ergänzungsbauten“ setzen. Geisel hatte erstmals Ende vergangener Woche davon gesprochen. Am Dienstag ließ er nach der Senatssitzung Details folgen. Geplant sind demnach 15.000 solcher Wohnungen auf 60 Grundstücken des Landes und des Bundes. Sie sollen als Sofortmaßnahme zusätzlich zum sozialen Wohnungsbauprogramm entstehen.
Die Leichtbauten, die trotz ihres Namens auch aus Beton bestehen, sollen von den landeseigenen Wohnungsunternehmen verwaltet werden. Als ungefähre Miete nannte Geisel 6,50 Euro pro Quadratmeter. Ab Oktober will er Angebote einholen. Die geplanten Bauten entsprechen laut Geisel anders als Wohncontainer „allen Anforderungen für modernes Bauen“ und hätten eine Lebensdauer von 30 bis 40 Jahren.
Der Stadtentwicklungssenator mochte die neuen Wohnungen nicht allein als Auffangmöglichkeit für Flüchtlinge sehen: „Es geht uns nicht nur um die Neuberliner.“ In Berlin habe es bereits vor dem stark angestiegenen Flüchtlingszulauf teilweise starke soziale Probleme gegeben. „Die gibt es ja weiter“, sagte Geisel. „Wenn wir sämtliche Politik auf die Neuberliner konzentrieren, dann werden wir der Herausforderung nicht gerecht.“
Der Bund Deutscher Architekten Berlin (BDA) sieht auch in einer Nachverdichtung eine günstige Lösung: Man könne Parkhäuser oder Gewerbeflachbauten um weitere Stockwerke erhöhen, meint BDA-Landeschef Thomas Kaup, „dann spart man sich das Fundament und hat den Vorteil, dass man Wohnungen in einem bereits erschlossenen Bereich schafft“. Stefan Alberti
Uta Schleiermacher
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