Medien Ist die Gesellschaft künftig bereit, für Informationen Geld zu bezahlen?: Information: zentral, aber immer weniger Ware
Die Gemeingüter, die der Gesellschaft oder in größerem Umfang der Menschheit gehören, finden unter dem Begriff Commons wachsende Aufmerksamkeit. Vor allem im Bereich der Ökologie, wo die wirtschaftliche Übernutzung der Commons Atmosphäre, Tropenwälder und Weltmeere planetar-zerstörerische Ausmaße angenommen hat.
Bei Gemeingütern, die gesellschaftlich produziert werden, steht diese Wahrnehmung und Einbettung in Konzepte einer alternativen, nachhaltigen Wirtschaftsweise erst am Anfang. Dies gilt insbesondere für den zentralen Wert der heutigen Informationsökonomie und der mit ihr verknüpften Mediendemokratie: die Information. Für die Commons-Diskussion ist es von Bedeutung, die Rolle gesellschaftlich relevanter Information als öffentliches Gemeingut anzuerkennen und für Strategien der Transformation aktiv einzusetzen. Dies betrifft sowohl die Informationsinhalte, den Content, als auch die technischen und gestalterischen Formate ihrer Verbreitung.
Die alte Medienwelt verliert ihr bisheriges Geschäftsmodell: die Ware Information. Früher waren Nachrichten ein knappes Gut, dem die Leser nachliefen und dafür bezahlten. Die Verleger setzten noch eins drauf, verkauften in ihren Blättern Raum für Wirtschaftswerbung und verdienten bombig.
Das Internet hat damit Schluss gemacht. Im Spartaumel der Verlagshäuser kommt auch der Qualitätsjournalismus unter die Räder, der im Internet noch keine Bleibe gefunden hat, die seiner Bedeutung entspricht.
Qualitätsjournalismus produziert die Informationen, die die Gesellschaft für ihren demokratischen Diskurs benötigt. Die Kontrollfunktion der Presse hat Grundrechtsrang. Wenn die alten Medien damit aufhören, gesellschaftsrelevante Informationen zu produzieren und zu verbreiten, müssen neue Lösungen gefunden werden. Unabhängige, kritische, qualitativ hochwertige Informationen, die nach den Regeln guten journalistischen Handwerks produziert werden, sind ein Gemeingut. Sie sind unerlässlich für das Funktionieren einer freien, demokratischen Gesellschaft. Ebenso wie saubere Luft, öffentliche Sicherheit und kostenlose Schulbildung.
Zwei Akteursgruppen können bei der Entwicklung eines Gemeinguts, das gesellschaftlich relevante Information produziert, eine zentrale Rolle spielen: der sich wandelnde Journalismus und die engagierte, partizipationsbereite Zivilgesellschaft. Im Journalismus müssen sich nennenswerte Teile vom Diktat der verwertungsgeleiteten Aufmerksamkeitsökonomie lösen und durch das Primat der gesellschaftlichen Relevanz in der Berichterstattung ersetzen. Seitens der Zivilgesellschaft wird diese Gruppe vom schreibinteressierten Bürgerjournalismus (citizen journalism) flankiert. Die taz ist in ihrer Geschichte wie auch mit dieser vorliegenden Ausgabe ein in Deutschland herausragendes Beispiel für diesen Ansatz der Commonisierung von Informationen.
In Zeiten, in denen Zeitungen Konkurs anmelden, verbreiten sich neue Ansätze zivilgesellschaftlicher Medien wie Initiativ-Lokalzeitungen und Kiez-Reporter im Internet.
Eine Vernetzung untereinander und Qualifizierung stehen noch aus. Genauso wie die medienpolitische Debatte über die Verwendung der 8 Milliarden Euro, die der öffentlich-rechtliche Rundfunk in Deutschland Jahr für Jahr einstreicht. Für das Gemeingut gesellschaftsrelevante Information eine Riesenressource.
Manfred Ronzheimer
Der Autorist freier Journalist in Berlin, vor allem für Wissenschaftsthemen
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