: Zahnärzte beißen kräftig zu
Durch neue Festzuschüsse werden Patienten oft zu überteuertem Zahnersatz gedrängt
BERLIN ap ■ Die Neuregelungen beim Zahnersatz kommen Kassenpatienten teuer zu stehen. Seit der Einführung von Festzuschüssen zu Jahresbeginn müssen sie nicht nur deutlich häufiger selbst zuzahlen, die Gesamtkosten je Fall sind auch um 13 Prozent gestiegen. Dies belegt eine Auswertung der AOK Bayern von rund 160.000 Fällen, teilten die Krankenkassen gestern mit.
Seit Jahresanfang zahlen die Krankenkassen für Kronen, Brücken oder falsche Zähne feste Zuschüsse je nach Befund des Schadens am Zahn – unabhängig davon, auf welche Weise er repariert wird. Eigentlich sollte sich für Patienten nichts ändern, wenn sie ihre Zähne auf preiswerte Weise instandsetzen lassen. Je nach dem, ob die Patienten Vorsorge nachweisen können, sollte der Anteil der Kasse nach wie vor bei 50 beziehungsweise 65 Prozent der Rechnung liegen. Nach Darstellung der Krankenkassen raten Zahnärzte ihren Patienten nun aber viel häufiger zu teuren Lösungen.
So gab es nach der AOK-Auswertung in den ersten drei Quartalen 2004 noch in rund zwei Dritteln der Fälle keine Vereinbarung über Mehrkosten, die der Patient privat zu tragen hat. In der gleichen Zeit 2005 waren es nur noch 45 Prozent. In 55 Prozent der Fälle mussten Patienten für vereinbarte Mehrkosten einer teureren Versorgungslösung draufzahlen. Die durchschnittlichen Kosten je Fall stiegen den Angaben zufolge von 1.277,40 Euro im vergangenen Jahr auf 1.443,34 Euro in diesem.
Die Krankenkassen forderten rasche Gegenmaßnahmen des Gesetzgebers. So solle vorgeschrieben werden, dass Zahnärzte auch für Kassenpatienten genau aufschlüsseln müssen, nach welchen Sätzen sie ihre Zusatzleistungen abrechnen. Außerdem wollen die Kassen durchsetzen, dass die Zusatzleistungen für ihre Versicherten nicht mehr nach der privatärztlichen Gebührenordnung abgerechnet werden. Diese Gebühren liegen deutlich über dem, was die Zahnärzte mit den Krankenkassen abrechnen dürfen.
Die Kassenzahnärztliche Bundesvereinigung (KZBV) unterstrich dagegen mit Hinweis auf eigene Untersuchungen, das neue System habe den Praxistest bestanden. Das Versorgungsniveau werde gehalten, die Kassenzuschüsse der Patienten seien fast durchweg gleich hoch wie im Jahr davor, und die Zahnärzte rechneten sehr moderat ab, erklärte der Vorstandsvorsitzende Jürgen Fedderwitz: „Die Zeche zahlt also nicht der Patient.“