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: Derby endet überraschend eindeutig

VOLLEYBALL Die Spielerinnen aus Köpenick dominieren den SC Potsdam vor Rekordkulisse

Für die Volleyballerinnen vom SC Potsdam und dem Köpenicker SC (KSC) sind die Derbys immer ein Saisonhighlight. So auch am vergangenen Samstag in Potsdam: 1.800 Zuschauer sorgten für eine volle Halle und eine stimmungsvolle Kulisse. „So viele waren noch nie da“, sagte Potsdams Teammanager Eugen Benzel.

Bisher waren die Duelle stets eine knappe Angelegenheit. Diese Auflage des Berlin-Brandenburg-Derbys aber war einseitig: Die Köpenickerinnen siegten klar mit 3:0 (25:22, 25:22, 25:16). So jubelten am Ende nur die gut 150 mitgereisten Köpenicker Anhänger lautstark.

Der Gast aus dem Osten war besser in der Annahme, druckvoller im Angriff. Nur im zweiten Satz wackelten die Berlinerinnen kurz einmal. Ansonsten waren die Spielerinnen über die Deutlichkeit selbst ein wenig verwundert: „Wir hatten ein knapperes Spiel erwartet“, erklärte KSC-Kapitänin Ilona Dröger.

Potsdam hingegen befand sich in einem Schockzustand. Trainer Alberto Salomoni, früher selbst mal KSC-Trainer, hielt direkt nach der Partie eine halbstündige Standpauke in der Kabine. Denn eigentlich waren Platz sechs und damit die Viertelfinal-Play-offs das Ziel – nun ist das Team Neunter.

Der Modus in der Frauen-Bundesliga: Die ersten sechs kommen direkt in die Play-offs, zwischen den Plätzen sieben bis zehn gibt es eine weitere Ausscheidungsrunde. An den noch ausstehenden sieben Spieltagen entscheidet sich, wer direkt weiterkommt und wer nachsitzen muss. „Für die direkte Qualifikation müssen wir uns mächtig steigern“, sagte Potsdams Kapitänin Kathy Radzuweit. Die Ex-Nationalspielerin war mit ihrer Leistung nicht zufrieden: „Da hätte mehr kommen müssen“, sagte die 30-Jährige.

Wundersamer Aufstieg

Bessere Karten im Kampf um die Play-offs hat nun der siebtplatzierte Köpenicker SC, der erstmals in einer Saison beide Derbys für sich entscheiden konnte. Und das, obwohl der Verein vor zwei Jahren vor dem Aus stand. Sportlich abgestiegen, finanziell gebeutelt, drohte das Ende für den Volleyball-Standort Köpenick. Nur weil aus finanziellen Gründen kein anderer Verein aufsteigen wollte, blieb der KSC erstklassig. Mit dem kubanischen Trainer Gil Ferrer Cutino – einst aktiv für den damaligen SCC Berlin – ging es aufwärts. Nun könnte im achten Erstligajahr erstmals die Qualifikation für die Play-offs gelingen. Trotzdem bleibt das Team bescheiden. Platz sieben bis zehn bleibe das Ziel: „Dann werden wir sehen, was passiert“, sagte Cutino.

Aber vielleicht ist sogar mehr drin. „Man hat heute gesehen, dass wir sehr stark sein können“, sagte die Köpenicker Nationalspielerin Patricia Grohmann. Drei Jahre hatte sie in Potsdam gespielt, bevor sie im Sommer zum KSC wechselte. „Deshalb stand ich heute mächtig unter Druck“, gestand sie. Vor allem, weil die Rivalität trotz gegenseitiger Wertschätzung groß ist. Man tauscht sich aus, bestreitet häufig Freundschaftsspiele – aber wenn es in der Halle um Punkte geht, ist die Freundschaft vorbei. „Jeder will die Nummer eins in der Region sein, das ist doch klar“, erklärte Grohmann. In dieser Saison hat der Köpenicker SC die Nase vorn. NICOLAS SOWA