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„Dialog statt Sanktionen“

Kriege Militärkonflikte nehmen zu. Auch die Bundeswehr marschiert weiterhin

Wolfgang Gehrcke

71,sitzt für die Linke im Bundestag, ist außenpolitischer Sprecher und Mitglied im Fraktionsvorstand.

taz: Herr Gehrcke, gibt es überhaupt Auslandseinsätze, die Sie befürworten?

Ich habe bislang keinen solchen Einsatz erlebt. Ich finde Deutsche Militäreinsätze als Mittel der Politik völlig kontraproduktiv. Ich möchte, dass Deutschland als Staat Kriegsdienstverweigerer wird. Wir können diplomatisch viel mehr erreichen, wenn wir nicht an Auslandseinsätzen beteiligt sind. Der US-Stützpunkt in Ramstein muss zudem geschlossen werden.

Der IS beispielsweise zählt nicht auf Diplomatie, sondern Terror. Wie kann er ohne Militär gestoppt werden?

Man muss ihm den Geldhahn zudrehen und den Ölkauf stoppen. Die Türkei muss den Zustrom von IS-Kämpfern unterbinden und in Syrien müssen auf lokaler Ebene Friedensvereinbarungen gemacht werden. Der IS wurde mit Kenntnis der USA und Türkei aufgebaut: Man rief die Geister und wird sie nun nicht mehr los. Das war schon in Afghanistan und im Libanon so.

Heute demonstrieren Sie mit der Friedensbewegung. Was sind die Kernthemen?

Vor allem der Krieg in der Ost­ukraine und das Verhältnis zu Russland. Das ist so schlecht, wie seit Kriegsende nicht.

Warum ist das so?

Die Sanktionen gegen Russland sind das Gegenteil von Dialog. Wenn man Probleme hat, dann muss man miteinander reden – und das ist immer weniger geworden.

Es gilt aber als bewiesen, dass russische Einheiten in der Ostukraine kämpfen.

Ich war mehrfach in der Ost­ukraine. Mein Eindruck ist schon, dass junge Leute aus Russland in der Ostukraine kämpfen, aber keine uniformierten Amtsträger.

Aber russische Staatsbürger.

Ich habe mit OSZE-Beobachtern gesprochen. Wenn man 100 Leute mit kurz rasierten Haaren im Gleichschritt sieht, kann man unterstellen, dass die was mit der Armee zu tun haben. Da muss man nicht drumherum reden. Auf der anderen Seite kämpfen aber organisierte europäische Nazibanden. Daraus resultiert die besondere Zuspitzung. Das sind Mordeinheiten.

Was ist Ihr Lösungsvorschlag?

Den Dialog wieder aufnehmen und den Ukraine-Konflikt einfrieren. Das braucht ein hohes Maß an Selbstverwaltung der Ostukraine, wird aber von Kiew verweigert. Außerdem braucht das Land ein humanitäres Hilfs­paket, vor allem Medikamente.

Interview: Robin Grützmacher

Demonstration zum Anti­kriegstag: 17 Uhr, Kriegsklotz am Dammtor

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