Tonnenweise Geflügelfleisch beschlagnahmt

Fleischfabriken in Bremen und Niedersachsen wurden von dem Cloppenburger Fleischfälscher beliefert

„Tonnenweise“ Geflügelfleisch beschlagnahmten die Ermittlungsbehörden in deutschen Fleischfabriken – auch in Bremen und Niedersachsen – so ein Sprecher der Staatsanwaltschaft Oldenburg gestern. Der Grund: Sie waren von dem mittlerweile stillgelegten Zerlegebetrieb aus dem Landkreis Cloppenburg beliefert worden, der in großem Stil gefrorenes Fleisch aufgetaut und als frisch verkauft haben soll. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft besteht der Verdacht, dass außerdem Fleisch durch Einpressen von Wasser schwerer gemacht wurde. Erste Proben aus dem Betrieb hatte das niedersächsische Landesamt für Lebensmittelsicherheit bereits ohne Laboruntersuchung als verdorben eingestuft. „Das Fleisch stinkt extrem und ist schleimig und klebrig“, sagte Behördensprecherin Hiltrud Schrandt. Jetzt würden die Proben noch auf gesundheitsschädigende Keime untersucht.

Das Landwirtschaftsministerium in Hannover erklärte, es sei unwahrscheinlich, dass das Fleisch in den Verkauf geraten sei. Verdorbenes Geflügelfleisch werde auf Grund seines Gestanks von Händlern und Endverbrauchern leicht erkannt, so ein Sprecher. Der Chef der Bremer Fleischfabrik Könecke – die gestern durchsucht worden war – sagte im Radio, das Fleisch sei nicht verarbeitet worden.

Gegen den Inhaber des Cloppenburger Betriebes wird wegen des Verdachts des gewerbsmäßigen Betruges und Verstoßes gegen das Lebensmittelgesetz ermittelt. Erste Hinweise auf die illegalen Praktiken in dem Zerlegebetrieb sollen von Mitarbeitern gekommen sein. Die zuständigen Überwachungsbehörden hätten korrekt gearbeitet, so ein Sprecher des Landwirtschaftsministeriums. Angemeldete Kontrollen in den Betrieben seien gezielt unterlaufen worden, so eine Sprecherin des Justizministeriums. Im Vorfeld hätten rege Transporte zwischen den beiden Standorten stattgefunden.

Der Fleischskandal ist bereits der dritte binnen weniger Monate. taz