: „Spiegel der Zeitgeschichte“
BERATUNG Das Focke-Museum gibt Auskunft über Kunst und Krempel, den die Leute mitbringen
Kuratorin, ist im Focke-Museum für die Sammlungsbereiche Kunst, Fotografie, Spielzeug, Münzen und Medaillen zuständig.
taz: Heute können die BremerInnen wieder ihre Schätze zu Ihnen ins Museum bringen. Kommt da eher Kunst oder eher Krempel, Frau Walter?
Karin Walter:„Krempel“ klingt eher negativ. Wir beraten die Leute und geben ihnen nach Möglichkeit Auskunft über Herkunft, Entstehungszeit, Funktion oder Bedeutung der mitgebrachten Sachen. Da wir ein stadtgeschichtliches Museum sind, geht es dabei natürlich auch oft um Alltagsgeschichte. Viele Menschen können die Bedeutung von Sachen nicht richtig einschätzen. Der materielle Wert spielt dabei weniger eine Rolle, sondern die Geschichte des Objekts. Wir beraten aber nur, wenn die Sachen unsere Sammlungsgebiete betreffen, und nicht, wenn es um Mitbringsel aus Übersee handelt.
Heute kommen unter anderem Stiche, Bilder und ein Zinnkrug. Ist das eine typische Auswahl?
Ja, aber die Leute kommen auch mal mit Porzellan, Silberbesteck oder Spielzeug.
Seit wann gibt es diese Beratung?
Ich bin seit sieben Jahren im Focke-Museum – und die Beratung war damals schon eine Institution, die es seit Jahrzehnten gab. Diese Dienstleistung, die viele Museen anbieten, wurde erst durch das Fernsehen bekannter. Hier im Focke-Museum findet der Beratungstag alle drei Monate statt.
Sagen Sie den Leuten auch, was die Sachen wert sind?
Nein! Wir geben grundsätzlich keine Schätzungen über den Versicherungs- oder Handelswert ab. Dafür gibt es Auktionshäuser. Aber wir weisen vorsichtig darauf hin, wenn Sachen nicht so wertvoll sind, wie angenommen wird. Manchmal sind die Leute aber auch einfach glücklich, wenn sie hinterher etwas mehr über das Objekt wissen, etwa über den Namen und den Tätigkeitszeitraum eines Zinngießers – sie wertschätzen das Objekt dann selbst anders.
Kommen da auch echte Schätze zu Tage?
Eher nicht. Aber es waren auch schon interessante Sachen für unser Museum dabei. Oft sind die Objekte auch deshalb spannend, weil mit ihnen eine Familiengeschichte verbunden ist und sich darin die Zeitgeschichte spiegelt.
Interview: Jan Zier
Focke-Museum, 16 bis 19 Uhr, Anmeldung erforderlich: ☎0421-699600-0
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