: „Nur Fruchtfleisch ist fair“
Kampagne Die Albert-Schweitzer-Stiftung wirbt mit einem „Grunz-Mobil“ für vegane Ernährung
taz: Herr Thun, wie reagieren die Leute, wenn Sie ihnen den Fleischkonsum vermiesen wollen?
Nicolas Thun:Wir wollen den Menschen die Vielfalt der vegetarischen und veganen Ernährung eröffnen. Man kann auch Döner, Burger und Pizza vegan essen und das schmeckt genauso gut. Der höchste Genuss ist doch, dass kein Tier für unsere Ernährung leiden und sterben muss.
Gibt es Konflikte mit Bauern an Ihrem Infostand für vegane Ernährung?
Wir führen Unterhaltungen, die zu Beginn zum Teil auch etwas konfrontativ sind. Wir sind aber da, um den Dialog zu führen. Auch Landwirte leiden ja unter der Massentierhaltung. Sie sind gezwungen, ganz billig zu produzieren, weil der Konkurrenzdruck so groß ist. Wir sehen Landwirte, die um sechs Uhr aufstehen, den ganzen Tag schuften und dann von Großhändlern mit niedrigen Preisen konfrontiert werden, als Leidtragende des Systems.
Warum sind Sie mit einem Schwein auf dem Dach unterwegs?
Das sorgt schon von Weitem für Aufmerksamkeit für unser Grunz-Mobil. Kinder freuen sich besonders. Wir werden auch auf der Autobahn viel fotografiert. Wir wollen die vegane Idee auf die Straße bringen. Es soll niemanden angreifen, sondern einfach nur für die Idee werben, dass wir keine Tiere töten müssen, um uns lecker und gesund zu ernähren.
Wir funktioniert diese Werbung?
Wir informieren die Menschen, wir bieten mit unserer „Vegan Test Week“ eine Schnupperwoche an, in der die Menschen Rezepte, Tipps und Informationen bekommen, wenn sie neugierig sind, wie die vegane Ernährung funktioniert.
Wie viele Menschen überzeugen Sie?
Bei uns tragen sich jeden Tag im Durchschnitt zwischen 200 und 300 Menschen für die Schnupperwoche ein. Ungefähr jeder fünfte Mensch, den wir ansprechen, bleibt stehen und unterhält sich mit uns.
In Ihrer Broschüre steht: „Selbst wenn Sie Fleisch mögen ...“ Wie finde ich gutes Fleisch?
Das einzig faire Fleisch ist Fruchtfleisch. Wir wenden uns explizit an die Menschen, die gern Fleisch essen und trotzdem ein riesiges Problem mit der Massentierhaltung haben. Solange wir in Massen Fleisch essen, wird es Massentierhaltung geben.
Interview: Gernot Knödler
Grunz-Mobil: 12.30 bis 19 Uhr, Mönckebergstraße vor Saturn
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