: Aus Sieg wird Niederlage
ABBRUCH Ein Feuerzeug-Werfer hat den Fußball-Drittligisten VfL Osnabrück um den möglichen Pokal-Sieg gegen den Favoriten RB Leipzig gebracht
Sie hatten die Pokalsensation schon vor Augen: 20 Minuten vor Spielende führte der Fußball-Drittligist VfL Osnabrück am Montagabend gegen den RB Leipzig, den Zweitligisten mit Aufstiegsambitionen, mit 1:0. Da beendete ein rotes Feuerzeug den Traum vom Überraschungssieg.
Das aus dem Osnabrücker Block geworfene Feuerzeug traf Schiedsrichter Martin Petersen am Kopf. Der brach die Partie daraufhin ab. Das Spiel wird entsprechend den Statuten des Deutschen Fußballbundes (DFB) nun voraussichtlich mit 2:0 für RB Leipzig gewertet werden. Die Leipziger ziehen damit in die nächste, finanziell lukrative Pokalrunde ein. Geld, das die chronisch klammen Osnabrücker gut hätten brauchen können. Kein Wunder also, dass VfL-Präsident Hermann Queckenstedt nach der Partie vom „bittersten Tag meiner Amtszeit“ sprach.
Da hilft es nicht, dass die Verantwortlichen von RB Leipzig für eine Wiederholung der Partie plädieren. „Wir wollen solchen Chaoten keine Plattform bieten, in diesen Sport negativ einzugreifen oder ihn sogar zu bestimmen“, erklärte RB-Vorstandsvorsitzender Oliver Mintzlaff. Auch Trainer und Sportdirektor Ralf Rangnick plädierte für eine Neuauflage der Begegnung.
Doch dieses Angebot dürfte keinen Einfluss auf die Entscheidung des Sportgerichts haben, die für Donnerstag oder Freitag erwartet wird. Die Rechts- und Verfahrensordnung des DFB bestimmt eindeutig, dass die Partie gegen den Club zu werten ist, der für den Abbruch verantwortlich ist. Beide Vereine können innerhalb von 24 Stunden nach Zugang des Urteils beim Sportgericht Einspruch einlegen. Dies würde zu einer Verlegung der für Freitag geplanten Auslosung der 2. Pokalrunde führen.
Ein Tatverdächtiger konnte bislang nicht ausgemacht werden. Die Osnabrücker Polizei wertet derzeit das zur Verfügung stehende Videomaterial aus, um den Werfer zu finden und sichert die Spuren auf dem geworfenen Feuerzeug.
Den finanziell seit Jahren ums Überleben kämpfenden Osnabrückern droht neben dem Pokal-Aus eine Geldstrafe bis 100.000 Euro und ein „Geisterspiel“ ohne Zuschauer. Der VfL steht nach ähnlichen Vorfällen beim DFB bereits unter Beobachtung. Marco Carini
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