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Siemens setzt auf Cuxhaven

Offshore-STANDORT

200 Millionen Euro investiert Siemens, um 1.000 neue Arbeitsplätze in der Offshore-Industrie zu schaffen. Ab 2017 sollen in Cuxhaven Maschinenhäuser für Offshore-Windturbinen gebaut werden.

Es ist die größte Firmenansiedlung in Niedersachsen seit vielen Jahren. Aber eben: in Niedersachsen. Die Standort-Entscheidung für Norddeutschland ist nicht nur eine gegen Dänemark, sondern auch eine gegen das nahe gelegene Bremerhaven. Dort hatte sich die Politik ebenfalls große Hoffnungen gemacht. Nicht nur, weil in Bremerhaven schon allerlei Windenergiefirmen ansässig sind. Sondern auch, weil die rot-grüne Landesregierung der Offshore-Industrie hier einen eigenen Hafen bauen will, den Offshore-Terminal Bremen (OTB). Und nun sagt Siemens: Cuxhaven ist „am besten geeignet“.

Das, analysiert der Bremer Wirtschaftswissenschaftler Rudolf Hickel, ist ein „großer Rückschlag“ für den OTB. Der soll rund 200 Millionen Euro kosten, wird aber wohl erst 2020 fertig – und muss sich dann nicht nur gegen den schon fertigen Terminal in Cuxhaven behaupten, sondern auch gegen Konkurrenz aus dem Ausland. Kritiker fürchten, Bremen ist mittlerweile zu spät dran und hat am Ende das Nachsehen.

Dementsprechend rief die Entscheidung bei Siemens in Bremen sofort Politiker aller Couleur auf den Plan. CDU und FDP, beide prinzipiell Befürworter des OTB, sprechen jetzt von einer „herben Schlappe“ für den rot-grünen Senat. Dessen Vertreter wiederum trauern zwar, sehen aber vor allem „die Region“ gestärkt. Wer, wie SPD und Grüne, schon vorher für den OTB war, sieht sich nun in seiner Entscheidung bestärkt – und wer, wie der NABU, früher schon dagegen war, auch. „Die Unternehmen investieren dort, wo sie die entsprechende Infrastruktur finden“, sagen die Grünen – und setzen darauf, dass das am Ende beim OTB auch so klappen wird. Doch bislang hat der neue Hafen noch nicht mal einen Betreiber – und der einzige, der in Aussicht ist, gehört zur Hälfte Bremen. In seinem Aufsichtsrat sitzen allerlei rot-grüne Politiker.

In Bremerhaven hoffen sie nun, dass sie noch ein paar Krümel von Siemens abbekommen, sei es in Form von Zulieferern, sei es in Form von Menschen, die nach Bremerhaven ziehen. Hickel plädiert derweil für eine „intensive Kooperation“ zwischen Cuxhaven und Bremerhaven. Denn dass in der international aufgestellten Off­shore-Branche nun im Umkreis von 40 Kilometern gleich zwei Standorte miteinander konkurrieren, hält Hickel für einen „regionalökonomischen Anachronismus“. MNZ

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