: Shitstorm gegen Schlachter
ISLAM-PHOBIE
Bisher war auf der Facebookseite der Landschlachterei Piepmeier nicht viel los. Der 15-jährige Sohn eines Mitarbeiters kümmerte sich darum, bedankte sich artig für gestiegene Klickzahlen und bewarb die neusten Angebote für Lammfleisch, sieben Euro das Kilo. Seit aber der Pegida-Gründer Lutz Bachmann mit den Worten: „Tierquäler! Wer hier kauft, befürwortet den qualvollen Tod von Tieren!“ auf die Seite verlinkte, wurden dort etliche rassistische und islamfeindliche Kommentare hinterlassen.
Denn der Betrieb im niedersächsischen Elsfleth schlachtet „halal“, Arabisch für „erlaubt“: Betäubt werden die Tiere trotzdem, bevor einer der muslimischen Mitarbeiter den Bullen oder Lämmern die Kehle aufschneidet. So schreibt es die Tierschutz-Schlachtverordnung vor. Schweinefleisch gibt es im Laden von Rolf Piepmeier aber nicht zu kaufen. Schon seit 1964 schlachtet er nach islamischem Recht, anfangs für türkische Gastarbeiter, heute hat er einen großen Kundenstamm im ganzen Oldenburger Land.
Manchmal kämen Kunden und verlangten ein unbetäubt geschächtetes Tier, sagt Piepmeier. „Dem sage ich dann, dass er mal einen Bullen ohne Betäubung töten soll.“ Die Pöbeleien auf seiner Facebookseite nimmt der 73-Jährige gelassen. Und dieser „Schreihals aus Dresden“, nein, der ärgere ihn nicht. Der Aufruf sei beste Reklame. Der Sohn eines Mitarbeiters aber sei von den vielen Beleidigungen geschockt. Als Reaktion stellte die Schlachterei eine Erklärung ins Netz – und erntete viel Solidarität von anderen Facebook-Nutzern: Egal welche Hautfarbe, Religion oder Sexualität jemand habe, heißt es da, „bei uns ist jeder willkommen.“
So ein Shitstorm zeige das wahre Gesicht von Pegida, sagt Uwe Peglau vom Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB) im Kreis Wesermarsch. Er vermutet, dass die Kommentatoren den Tierschutz nur vorschieben: „In Wirklichkeit geht es ihnen nur um Populismus und Islamfeindlichkeit.“ REA
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen