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Goldgräberstimmung unter deutschen Managern

Kontaktanbahnung Unternehmen hoffen auf lukrative Aufträge aus dem Iran. Vizekanzler Gabriel öffnet ihnen die Türen bei zweitägigem Besuch

BERLIN taz I Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) hatte es sehr eilig. Nach der historischen Einigung im Atomstreit mit dem Iran in der vorigen Woche ist Gabriel am Sonntag als erster westlicher Politiker in den Iran gereist. Mit von der Partie: rund ein Dutzend Vertreter deutscher Wirtschaftsverbände, aus der Wissenschaft und von Unternehmen.

Gabriels Botschaft ist angekommen. „Die Reise von Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel ist ein Signal der Ermutigung an die deutsche Wirtschaft“, sagte Eric Schweitzer, Präsident des Deutschen Industrie- und Handelskammertags (DIHK), der auch an der kurzfristig angesetzten Reise teilnimmt. Mit von der Partie sind ebenso Reinhold Festge, Präsident des Verbands Deutscher Maschinen- und Anlagenbau, Ulrich Grillo, der Präsident des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI), sowie Vertreter des Gase-Konzerns Linde, von Siemens, BASF und der Medizinischen Hochschule Hannover.

Hauptlieferant China

„Das ist der allererste Besuch von Wirtschaftsvertretern nach der Atomeinigung“, sagte eine Sprecherin des Bundeswirtschaftsministeriums. Verträge würden nicht unterzeichnet, dazu sei es zu früh: „Es geht um das Wiederherstellen von Kontakten.“ Zu Zeiten des Schah-Regimes waren die westdeutsch-iranischen Wirtschaftsbeziehungen sehr intensiv. Die Bundesrepublik war der wichtigste Importeur des Landes. Heute ist China Hauptlieferant, gefolgt von Indien und Korea.

Jetzt hat die deutsche Industrie enorme Erwartungen an die künftigen Handelsbeziehungen. Die Einigung im Atomstreit sieht Maßnahmen vor, die den Bau von Atomwaffen im Iran verhindern. Im Gegenzug sollen Wirtschaftssanktionen gelockert werden. Das Land wird in den nächsten Jahren Milliarden in den Auf- und Ausbau seiner Infrastruktur und seiner Industrie investieren. Durch das Embargo waren Modernisierungen lange nicht möglich. Die Wirtschaftssanktionen werden zwar wohl erst schrittweise ab 2016 gelockert, aber der Markt wird jetzt verteilt.

Die frühe, politisch flankierte Kontaktaufnahme ist für Unternehmen ein enormer Wettbewerbsvorteil – deshalb hatte es Gabriel so eilig. Zum Kontaktknüpfen Gelegenheit hatten die mit ihm gereisten Wirtschaftsvertreter am Montag bei einer Veranstaltung der iranischen Industrie- und Handelskammer in Teheran, an der einheimische Unternehmer teilnahmen. Am Dienstag trifft die Delegation in der Provinz Isfahan politische Vertreter aus der Region. Anfang kommenden Jahres sollen nach Gabriels Willen die früher bestehenden deutsch-iranischen Wirtschaftskommissionen unter Leitung der jeweiligen Fachminister reaktiviert werden.

Zurzeit haben 80 deutsche Unternehmen im Iran Produktionsstätten oder Vertriebseinheiten. Damit der Iran als Produktionsstätte für deutsche Firmen interessant wird, müssen Finanzierungswege geschaffen werden. Dazu will Gabriel einen Bankengipfel einberufen. Leisten kann sich der Iran die milliardenschweren Investitionen – er verfügt über die zweitgrößten Gas- und die viertgrößten Erdölreserven der Welt. Nach dem Ende des Embargos öffnen sich dafür neue Absatzmöglichkeiten.

DIHK und BDI gehen davon aus, dass die Exporte aus Deutschland von jetzt 2,4 Milliarden Euro mittelfristig auf mehr als 10 Milliarden Euro im Jahr wachsen können. „Insbesondere die Modernisierung der Ölindustrie eröffnet dem deutschen Maschinen- und Anlagenbau große Marktchancen“, ist BDI-Präsident Grillo überzeugt. „Auch der Automobilbau, die chemische Industrie, die Gesundheitswirtschaft sowie der Ausbau erneuerbarer Energien bieten der deutschen Industrie viele Möglichkeiten.“

In den vergangenen Jahren war das Exportvolumen aus Deutschland in den Iran stark schwankend. Im Jahr 2010 lieferten bundesrepublikanische Unternehmen noch Waren für 4,7 Milliarden Euro, 2013 waren es nur 2,1 Milliarden. Im vergangenen Jahr ist der bilaterale Handel wiederum um 27 Prozent auf 2,7 Milliarden gewachsen. Den größten Anteil an den Exporten hatten mit 28 Prozent Maschinen, gefolgt von Nahrungsmitteln und chemischen Erzeugnissen. Der Handel in begrenztem Umfang war möglich, weil die UN und die EU kein Totalembargo gegen den Iran verhängt hatten. Anja Krüger

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