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OFF-KINO

Off-Kino

Lars Penning

Filme aus dem Archiv– frisch gesichtet

Die Geburt eines Stars: Als Errol Flynn 1935 in dem Piratenfilm „Captain Blood“ von Michael Curtiz seine erste große Hauptrolle spielte, war er noch ein unbeschriebenes Blatt. Denn der aus Tasmanien stammende Schauspieler hatte zuvor lediglich in einem australischen Film über die Meuterei auf der Bounty eine Hauptrolle gespielt und verdankte den Titelpart in „Captain Blood“ lediglich der Tatsache, dass der eigentlich dafür vorgesehene Brite Robert Donat erkrankte. Doch Flynn begeisterte als edelmütiger Arzt und Pirat derart, dass er sein Kostümfilm-Image gar nicht mehr loswurde. „Captain Blood“ ist einer der großen Piratenfilme mit rasanten Seeschlachten, tollen Degenduellen und schönen Frauen: Als fälschlicherweise des Hochverrats angeklagter und in die Sklaverei verkaufter Arzt übernimmt Dr. Peter Blood mit anderen Sklaven in der Karibik ein Schiff und schwört dem fiesen Inselgouverneur Rache: „We the hunted will now hunt...“ (OF, 24.7., 18.30 Uhr, Zeughauskino).

Dominiert in „Captain Blood“ der ungebrochene Spaß an der Action, so ist Brian De Palmas Thriller „Die Unbestechlichen“ über den Kampf des Bundespolizisten Eliot Ness (Kevin Costner) gegen das organisierte Verbrechen des Al Capone (Robert De Niro) schon eher Meta-Kino, das dem Western näher steht als dem klassischen Polizeifilm. De Palma inszeniert seine Protagonisten wie Cowboys auf dem Weg zum Shootout in irrealen Dekors, die weniger an das Chicago des Jahres 1930 denken lassen als an eine Studio-Westernkulisse (24.7.-25.7., 23 Uhr, Adria).

In „Blank City“ porträtiert die französische Regisseurin Céline Danhier das Kino der Punk- und No-Wave-Ära in New York, wozu sie sich durch das Buch „Please Kill Me“ von Legs McNeill angeregt fühlte, eine unkommentierte Collage von Interviews mit den Protagonisten der damaligen Musikszene. Ähnliches macht Danhier in ihrer Dokumentation: Gespräche mit Regisseuren wie Amos Poe, Eric Mitchell oder Jim Jarmusch und Ausschnitte aus ihren Werken lassen das Porträt einer Filmszene entstehen, die inspiriert von der frühen französischen Nouvelle Vague mit Enthusiasmus und Do-it-yourself-Gestus des Punk ein Kino für Freunde und mit Freunden machte, ehe sie auch von internationalen Festivals entdeckt wurde und sich in den 80er-Jahren zum sogenannten Cinema of Transgression entwickelte, das sich einerseits stärker den gesellschaftspolitischen Problemen der Reagan-Ära und andererseits einer radikal subjektiven Erforschung von Sexualität widmete (OmU, 26.7., 18 Uhr, Lichtblick-Kino).

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