: In aller Ruhe essen
Hetze Touristen auf Kos fühlen sich durch Flüchtlinge gestört
Die Journalistin befragte für ihren Bericht Touristen, die sich durch Flüchtlinge gestört fühlen. Ein britisches Rentnerpaar, das nach eigenen Angaben seit zehn Jahren Urlaub auf Kos macht, erzählt, dass sie „in aller Ruhe essen, trinken und sich ausruhen“ wollten. Das gehe nun nicht mehr „weil sich die Atmosphäre auf der Insel geändert habe“. „Es ist jetzt wirklich dreckig und unordentlich hier“, sagt die Rentnerin, die sich nun weigere, „in den Restaurants zu essen, während Menschen sie beobachten“.
Sie werde nicht mehr nach Kos kommen, wenn es „wie ein Flüchtlingslager ist“, sagt sie. Ein anderer Urlauber, ein holländischer Schulrektor, kommentiert zudem: „Wir sind nicht glücklich über das, was wir sehen. Jetzt wissen wir, was bald auf Europa zukommt, die können nicht alle in Griechenland bleiben.“
Die rechte Szene freut sich
Die Journalistin Roberts konnte bei ihrem tendenziösen Bericht offenbar auch die Gedanken der Menschen lesen, die sie beschrieb: „Kleinkinder spielen barfuß in dreckiger Kleidung im Gerümpel, während Männer mit Schnauzern auf die weite See blicken und den nächsten Schritt ihrer Reise nach Athen und den Rest Europas, manche auch nach Großbritannien, planen.“
Die Reaktionen auf den Daily- Mail-Bericht waren jedoch keineswegs so positiv wie erhofft. In der Onlineversion wird der Artikel von einer ganzen Reihe empörter Leser kommentiert. „Greenterra” schreibt: „Daily Mail, ihr habt keine Menschlichkeit! Der Ton eures Berichts widert mich an. Menschen fliehen vor Isis und wir sollen das Gefühl einiger sich unwohl fühlender Touristen verstehen …?“
Die negative Kritik war den Blattverantwortlichen wohl nicht so genehm. Inzwischen fehlen auf der jetzigen Onlineversion beispielsweise Wörter wie „Höllenloch“. „Wir taten dies, um den Text des Artikels zu reflektieren“, heißt es in einer Stellungnahme.
Für die rechte Szene in Großbritannien war der Originalbericht ein gefundenes Fressen. Der Text samt Bildern kursiert weiterhin im Netz, um gegen Flüchtlinge Stimmung zu machen. Daniel Zylbersztajn
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