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„Vom Acker bis zum Teller“

ANTI-Hof-sterben Eine AG verkauft Aktien, um Betriebe zu erhalten und Regionalität zu stärken

Ulf Schönheim

43, der Soziologe ist im Vorstand der Regionalwert AG Hamburg, die im letzten Jahr gegründet wurde.

taz: Herr Schönheim, wer ist Schuld am Höfe-Sterben?

Ulf Schönheim:Einerseits die Nachfolgeproblematik, denn fast 70 Prozent der Höfe und Bio-Betriebe fehlt derzeit ein Nachfolger. Andererseits die Wachstumsfalle: Kleine Landwirte können nie so groß werden, wie es die Abnehmer gerne hätten.

Hilft der Hype um Bio- und Regionalwaren nicht?

Der Bio-Markt wächst zwar jährlich sechs bis acht Prozent, aber die Flächen wachsen nicht entsprechend mit. Das bedeutet, es wird mehr billig produzierte Ware aus dem Ausland importiert.

Heißt das, bald gibt es überwiegend ausländische Bio-Produkte?

So krass würde ich es nicht sagen. Aber wenn man nachhaltige Landwirtschaft haben will, muss man auch etwas dafür tun. Verbraucher können das, indem sie regionale Ware kaufen. Weiterhin muss sich um die außerfamiliäre Hof nachfolge gekümmert werden.

Wie denn?

Viele junge und gut ausgebildete Leute, die Landwirtschaft studiert haben, werden sich nie einen Betrieb leisten können. Aber die Nachfrage ist da, weil die Kinder mancher Landwirte lieber Mathe studieren, als den Hof zu übernehmen.

Wie hilft da Ihre Regionalwert AG, die regionale Betriebe erhalten will?

Wir helfen bei der Rekrutierung von Nachfolgern und stellen bei der Übernahme Eigenkapital zur Verfügung. Denn ohne eigenes Land oder Kapital gibt es bei der Bank keinen Kredit.

Was hat man noch davon, wenn man ihre Aktien kauft?

Wir wollen landwirtschaftliche Betriebe finanzieren und ein soziales, ökologisches Netzwerk vom Acker bis zum Teller herstellen. Einem Aktieninhaber gehört ein Teil eines regionalen Betriebes, dementsprechend hat er ein Interesse daran, dass es diesem gut geht. Er kauft dort ein, kennt die Händler. Es ist sehr transparent. In Freiburg etwa standen erst kürzlich nach einer Hofübernahme Aktionäre in den Läden und wollten die Eier des eigenen Betriebes kaufen, das wollen wir auch.

Und wie geht es voran?

Wir sind in der ersten Aktienausgabe und haben Investitionsanfragen von ein bis zwei Millionen Euro. Heute werden sich drei bis vier mögliche Partnerbetriebe den Interessenten vorstellen.

Interview: Robin Grützmacher

Vortrag und Diskussion „Kleine Höfe retten, die Ernährungswende selber machen“: 19 Uhr, Rudolf-Steiner-Haus, Mittelweg 11-15

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