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Müller wird zum Überflieger

Fluchhafen Der Regierende Bürgermeister ist nun auch BER-Aufsichtsratschef – ohne Gegenstimme

Der Regierende Bürgermeister Michael Müller (SPD) will die Flughafengesellschaft als deren neuer Aufsichtsratschef intensiv kontrollieren. „Berlin wird immer sehr gut vorbereitet in die Aufsichtsratssitzungen gehen“, kündigte Baustaatssekretär Engelbert Lütke Daldrup am Freitag an. Er koordiniert Beamte aus mehreren Senatsverwaltungen, die Müller zuarbeiten. Der Aufsichtsrat wählte den Regierungschef einstimmig zu seinem Vorsitzenden. Müller selbst wollte sich erst am Freitagabend auf einer Pressekonferenz äußern.

Vorab war auf Kritik gestoßen, dass nach dem langjährigen Vorsitzenden – Müllers Amtsvorgänger Klaus Wowereit (SPD) – wieder ein Spitzenpolitiker Chefkontrolleur des neuen Hauptstadtflughafens wird. Der brandenburgische Landesrechnungshof wies mehrfach darauf hin, dass Regierungschefs für solche Zusatzposten eigentlich keine Zeit hätten.

Der zwischenzeitlich amtierende Vorsitzende, Brandenburgs Flughafen-Koordinator Rainer Bretschneider (SPD). erwiderte am Freitag: „Wir werden einen guten Vorsitzenden bekommen.“ Der Aufsichtsrat habe gute Fachleute und sei gut zusammengesetzt.

Die Grünen im Abgeordnetenhaus verlangten, dass Müllers „Zaudern“ bei dem Projekt ende. „Müller steht nun in der Pflicht, dass der Flughafen schnellstmöglich und ohne weitere Kostenexplosion fertig wird“, sagte Fraktionschefin Ramona Pop.

Das Debakel um geplatzte Eröffnungstermine und Planungsfehler war zum großen Teil den Politikern im Aufsichtsrat angelastet worden, darunter Wowereit. Müller hatte zunächst gezögert, den Aufsichtsratsvorsitz zu übernehmen.

Die CDU-Opposition im Potsdamer Landtag hat Müller aufgefordert, sich am Montag in Potsdam vorzustellen. „Der Flughafen liegt auf Brandenburger Gebiet. Da erwarten wir schon, dass er sich bei uns im Flughafenausschuss zu seinen Plänen für die Fertigstellung äußert“, so Verkehrs­experte Rainer Genilke. (dpa, taz)

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