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Archiv-Artikel

Freie Universität ruft Studienordnungshüter

UNI Akademischer Senat der FU will umstrittene Prüfungsordnung unter Polizeischutz durchsetzen

Am Mittwoch stand wieder die geplante Rahmenstudien- und -prüfungsordnung auf der Tagesordnung des Akademischen Senats (AS) der Freien Universität (FU). Sie sorgt seit Monaten für Proteste der Studierenden, die darin Restriktionen ihres Studiums sehen. Jetzt kam es zu einer neuen Eskalation – durch ein massives Polizeiaufgebot.

Die rund 60 Studierenden, die sich am Tagungsort versammelten, hatten das nicht erwartet. „Fast alle Türen waren versperrt, drinnen war alles voller Sicherheitspersonal, auf dem Campus patrouillierte die Polizei“, berichtet die Geschichtsstudentin Johanna Tirnthal. Der taz gegenüber bestätigte das FU-Präsidium, die Polizei angefordert zu haben.

Nur einen kleinen Bereich des Foyers konnten die Studierenden betreten, dort blieben sie aber nicht lange allein: Mehrere AS-Mitglieder suchten das Gespräch mit ihnen, äußerten ihren Unmut über den Polizeieinsatz und schlugen einen Vermittlungsausschuss vor, um den verfahrenen Konflikt aufzubrechen. Den Vorschlag nahmen die Studierenden an – aber kurz darauf wurde bekannt, dass die Sitzung unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfinden würde.

„Wir konnten aber das Gebäude nicht verlassen“, sagt Tirnthal, „die Polizei hatte vor der einzigen offenen Tür eine Kette gebildet.“ Sie und einige andere seien dann durch ein Fenster geklettert, draußen gab es eine spontane Kundgebung. Dabei sei es zu einer Festnahme gekommen, wenig später zu einer zweiten: „Als wir schon auf dem Weg zur U-Bahn waren, stürmte die Polizei auf einen Kommilitonen zu und nahm ihn fest.“ Eine Stunde sei er festgehalten worden.

Der Archäologe Reinhard Bernbeck, Mitglied des AS , sagte der taz, er habe zu Protokoll gegeben, dass es den Grundsätzen der FU widerspreche, unter solchen Umständen zu tagen. Auch ihn habe der Einsatz überrascht.

Verabschiedet wurde die neue Ordnung nicht: Ein Veto der studentischen Vertreter konnte eine letzte Vertagung erreichen.

MALENE GÜRGEN