Digitale Migration: Reizvolle Zeiten
Hamburger Soundtrack
von Nils Schuhmacher
Die Gruppe Mutter wurde in einer Zeit gegründet, als es das WWW mit all seinen Angeboten noch nicht gab. Vom iPod ganz zu schweigen. Eine reizarme Zeit. Man könnte auch sagen: eine überraschungsvolle Zeit. Und heute? Die einen (auf Deutsch: digital natives) sind vor lauter Reizung nicht mehr zu überraschen, die anderen (auf Deutsch: digital immigrants) ziehen sich zurück in ihre wohlig-warmen Erinnerungen an Zeiten, in denen es „noch was zu entdecken“ gab.
Wer Mutter 1986 entdecken wollte, musste sich auf Mund-zu-Mund-Propaganda verlassen. Erst drei Jahre später fing der erste Tonträger der Band an, seine bescheidenen Runden zu drehen, und als dann in den frühen 1990ern die Berliner von der Hamburger Schule mit in den Fokus diskursorientierter Popfreunde gerückt wurden – auch da gab es kein Spotify, kein Youtube, kein gar nichts.
Nur so etwas wie DJs, Konzertbesucher, Plattensammler und die dazugehörigen Platten. Und Jochen Distelmeyer, der prophezeite, dass man später sagen würde, das hier sei „das Geilste gewesen“. Und weil alles so überschaubar strukturiert war, konnte zum Beispiel „Hauptsache Musik“, eine für Fanohren ungewöhnlich Easy-Listening-mäßige Platte 1994 noch so richtig Irritation und üble Laune verbreiten.
Seitdem haben sich die Parameter verschoben: Haltung bewahren, als Konzept ein „kultivierter Weltekel für die ganze Familie“ (Berliner Zeitung) ohne komplette Weltabgewandheit. Dass das gelingt: auch eine Überraschung (10.7., 21 Uhr, Westwerk)
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