: Knoten im Bau
A 100 Die Stadtautobahn soll vom Treptower Park bis zur Frankfurter Allee verlängert werden. Doch der Senat weiß weder Details noch genaue Kosten. Die Grünen fragen nach
von Claudius Prößer
Der 17. Abschnitt der Stadtautobahn A100, der die Trasse vom Treptower Park zur Frankfurter Allee verlängert, wird immer konkreter. Vor kurzem gab das Bundesverkehrsministerium bekannt, dass er in den Bundesverkehrswegeplan 2015 übernommen werde. Bloß: Der Senat weiß gar nicht so genau, was da gebaut werden soll. Die Antwort der Verkehrsverwaltung auf eine Anfrage der Grünen zeigt, dass nicht einmal die Anschlussstelle Frankfurter Allee sicher ist. Möglicherweise wird sie um einen weiteren Kilometer nach Norden verschoben.
Veraltete Kostenschätzung
Ende 2014 hatten die Fraktionen von SPD und CDU den Senat aufgefordert, sich beim Bundesverkehrsministerium für den Weiterbau der A100 einzusetzen. Zur Begründung ist auf der Website der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung zu lesen: „[...] erst mit dem 17. Bauabschnitt [...] ist die volle Wirkung der Entlastung zu erwarten. Auch hier wurde bei der Planung der Autobahn ein besonderes Augenmerk auf die vorhandenen und geplanten Stadtstrukturen gelegt.“
Allein: Die bis 1999 erarbeitete Vorplanung sei seit damals nicht überarbeitet worden, heißt es in einer Antwort von Verkehrsstaatssekretär Christian Gaebler (SPD) auf die Anfrage des Grünen-Abgeordneten Harald Moritz. Offenbar stammt auch die Kostenschätzung – 531 Millionen Euro – noch aus dieser Zeit.
Pikant: Eine „Zusatzuntersuchung“ habe ergeben, dass die bisher geplante Anschlussstelle Frankfurter Allee „aufgelöst und weiter nördlich an die Storkower Straße durch einen plangleichen Knotenpunkt angebunden werden sollte“. Die A-100-Gegner, die prophezeien, dass ein Autobahnende an der Frankfurter Allee nur Chaos produzieren würde, scheinen Recht zu behalten.
Das Teilstück von der Frankfurter Allee bis zur Storkower Straße wäre nach aktuellem Stand wohl keine Autobahn, sondern eine Stadtstraße. Baulich muss das keinen großen Unterschied machen – allerdings wäre nicht der Bund, sondern das Land für die Finanzierung zuständig.
Was die Verlagerung der Anschlussstelle finanziell bedeuten würde, habe der Senat noch gar nicht ausgerechnet, so Harald Moritz. Er rechnet damit, dass die Kosten des 17. Bauabschnitts, bei dem die Autobahn unter anderem im Tunnel verlaufen soll, eher auf eine Milliarde Euro hinauslaufen. Für den Grünen ist das „Verbrennen von Steuergeld“. Und: „Die Umplanung wird zu Schleichwegen durch den Kiez führen und noch mehr Stau und Lärm in die Stadt bringen.“
Senator: Keine Details
Auf taz-Anfrage sagte der Sprecher von Verkehrssenator Andreas Geisel (SPD), „für detaillierte Aussagen zur Gestaltung des Knotenpunkts A 100/Frankfurter Allee“ sei es „im jetzigen Planungsstadium noch zu früh“. Der Bau einer Stadtstraße bedeute nicht, „dass der Knoten A100/Frankfurter Allee aufgehoben wird. Man wird von der Frankfurter Allee aus in Richtung Süden auf die Autobahn fahren und auch, von Süden von der Autobahn kommend, auf die Frankfurter Allee abfahren können.“Wie das mit Gaeblers Aussagen zusammenpasst, ist unklar. Für eine Nachfrage war die Senatsverwaltung gestern nicht mehr erreichbar.
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