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: Die SPD auf DVD

Helmut Kohl hat es schon geschrieben, Gerhard Schröder eben angekündigt: ein Buch über die Kanzlerschaft. Zeitgemäß ist das nicht.

Wie war das damals, mit der schlimmen Sachsenflut, die Gerhard Schröder dann doch noch das Amt rettete? Wie gut verstand er sich wirklich mit seinem Außenminister? Und was hat ihn nur geritten, Neuwahlen auszurufen und damit seine Karriere zu exekutieren? Antworten auf diese Fragen (und andere „letzte Geheimnisse“) will Gerhard Schröder in seinen Erinnerungen geben. Er habe ein „gutes Gedächtnis“, droht er in der aktuellen Zeit. Ein Buch also, schade.

Warum nur greifen Politiker (die während ihrer Karriere gerne Schlagworte wie „Zukunftsfähigkeit“ oder „Modernisierung“ im Munde führten) auf das denkbar altertümlichste Medium zurück, wenn’s um die eigene Historisierung geht? Was hält Schröder davon ab, seine Kanzlerschaft nicht als Buch, sondern auf DVD zu dokumentieren? Es würde wohl sogar Lesemuffel zur politischen Bildung motivieren: Zum Hauptfilm („Die Ära Schröder“) gäbe es Audiokommentare des Regisseurs bzw. Kanzlers; unter dem Menü „Behind the scenes“ könnte dargelegt werden, wie das wirklich war mit dem Hufeisenplan; wichtige Darsteller könnten darüber plaudern, wie viel Spaß man am Set bzw. im Kanzleramt hatte; unter „Trailer“ wäre alte SPD-Werbung abrufbar etc.

Auch Schröder lässt so die zahllosen „Zukunftschancen“ eines modernen Mediums ungenutzt verstreichen. Die Zeit ist noch nicht reif. Wir müssen wohl auf Westerwelle warten. FRA