Kommentar Nahost-Gipfel: Kluger Vorschlag der USA

Die USA wollen Syrien zum Nahost-Gipfel einladen. Das ist sowohl für die Damaskus ein großer Fortschritt, als auch für die Palästinenser.

Wer hätte gedacht, dass sich ausgerechnet die USA als Vermittler zwischen Damaskus und Jerusalem hervortun würden. Schließlich galt Washington seit Jahren als größtes Hindernis auf dem Weg der beiden Staaten zum Frieden. Immer wieder schlug Israels Premierminister Ehud Olmert die vom nördlichen Nachbarn kommenden Angebote mit dem Hinweis aus, dass der starke Verbündete in Übersee eine Annäherung Israels an die "Achse des Bösen" nur mit Missmut schlucken würde.

Als sich die Regierung in Jerusalem schließlich doch etwas weiter als üblich vorwagte, machten ihrerseits die Amtskollegen in Damaskus einen Rückzieher und wollten nur noch unter der Schutzherrschaft des Weißen Hauses verhandeln. Zwei Wochen nach dem Angriff durch israelische Kampfpiloten, die sicher mit Zustimmung aus Washington ihre Bomben warfen, wird Damaskus auf die Liste der zu ladenden Gäste geschrieben.

Das ist sowohl für die syrische Regierung, die sich offiziell um eine Annäherung an den Westen bemüht, ein großer Fortschritt, als auch für die Palästinenser. Je breiter die Teilnahme, desto ernsthafter das Forum. Gleichzeitig birgt die bevorstehende Nahost-Konferenz mit syrischer und libanesischer Beteiligung die Chance für ein gesamtnahöstliches Friedenspaket, ähnlich wie es die Arabische Initiative schon seit vier Jahren empfiehlt.

Die Palästinenser sollten deshalb die Syrer, die nach dem jüngsten Angriff einen Friedensprozess als "gestorben" betrachten, zum Umdenken bewegen. Denn eine Annäherung zwischen Jerusalem und Damaskus würde die Extremisten schwächen, zuallererst die Hisbollah im Libanon, aber auch die Hamas im Gazastreifen. Und der noch immer einflussreiche Politbürochef der Hamas, Khaled Mashal, müsste sich ein neues Exil suchen.

Auch für den Gazastreifen ist das eine Chance, sollten die moderaten Kräfte in der Hamas durch syrisches Zutun gestärkt werden. Gelingt es nicht, Syrien einzubinden, wird der Gazastreifen in eine noch tiefere Isolation geraten. Und die Chancen für ein Gelingen des Nahost-Gipfels stünden dann schlecht.

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1961 in Berlin geboren und seit 2021 Redakteurin der Meinungsredaktion. Von 1999 bis 2019 taz-Nahostkorrespondentin in Israel und Palästina.

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