Russlands Reaktion auf die Ukraine-Wahl: Erst Ergebnisse, dann Gratulationen

Anders als 2004 hält sich Russlands Führung diesmal mit Kommentaren zum ukrainischen Wahlergebnis zurück.

2003 gratulierte Putin seinem Wunschkandidaten Janukowitsch voreilig - und trat so die orangene Revolution los. Bild: dpa

MOSKAU taz Der Kreml hat aus dem Debakel nach den ukrainischen Wahlen 2004 gelernt: keine Gratulationen, bevor die Stimmzettel ausgezählt sind! Gestern wurden die Ergebnisse aus Kiew weitgehend kommentarlos abgewartet.

Lediglich der Parlamentschef der Putin-Partei Vereinigtes Russland, Boris Gryslow, kommentierte die vorläufigen Resultate: Weil die Wahlen keine Klärung der Kräfteverhältnisse gebracht hätten, sei nun "eine trübe, unklare Politik" aus Kiew zu erwarten. Gleb Pawlowski, einer der führenden Spindoktoren des Kremls, fügte hinzu, statt die Machtverhältnisse zu konsolidieren, würde sich nun im Nachbarland der "Bruch zwischen den politischen Kräften noch vertiefen".

Noch vor drei Jahren war Russlands Präsident Wladimir Putin vorgeprescht und hatte Moskaus Wunschkandidaten, Wiktor Janukowitsch, vorzeitig zum Sieg gratuliert. Mit weit reichenden Folgen: In der Ukraine trat die Intervention die orange Revolution los. Und in Russland wuchs die Erkenntnis, dass sich der Nachbar vom autoritären Demokratiemodell à la Moskau abwendet.

Seitdem beherrschen Misstrauen und Missgunst das Verhältnis zwischen Moskau und Kiew. Dabei geht es nicht nur um das ukrainische Ausscheren aus der russischen Einflusszone. Schwerer wiegt die unbeirrte Suche nach einem anderen Herrschaftsmodus in Kiew. Zwar nimmt Moskau die dortigen Krisen schadenfroh zur Kenntnis. Gleichzeitig aber wächst im Kreml die Einsicht, dass Kiew mit jeder bewältigten Krisen ein Stück näher in Richtung Demokratie rückt. Dabei ist klar: Eine demokratische Ukraine stellt Russlands autoritäres Herrschaftsmodell in Frage. Die Kreml-Propagandamaschine tat in den letzten Wochen denn auch ihr Möglichstes, um das Nachbarland den eigenen Bürgern als unsicheren Kantonisten zu präsentieren. Der Effekt: In Umfragen stiegen neben Esten und Georgiern auch die Ukrainer zu "antirussischen" Kräften auf.

Wiktor Janukowitsch, Exvertreter des Kreml in Kiew, bemüht sich dagegen mittlerweile um Distanz. Im Wahlkampf ließ er sich vom US-Politologen Paul Manafort beraten, der 1996 Robert Doyles Kampagne um die US-Präsidentschaft leitete. KLAUS-HELGE DONATH

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