die wahrheit: Der Miniminister und der Rugbyriese
Er ist genauso klein wie seine Armee: Der irische Verteidigungsminister Willie ODea misst 1,65 Meter. Der Möchtegern-Rambo lässt sich am liebsten...
Er ist genauso klein wie seine Armee: Der irische Verteidigungsminister Willie ODea misst 1,65 Meter. Der Möchtegern-Rambo lässt sich am liebsten mit einer Pistole im Anschlag fotografieren. ODea ist für den westirischen Flughafen Shannon zuständig, auf dem die US-Kampfflugzeuge auf dem Weg in den Irak zwischenlanden. Im irischen Regierungssprachgebrauch heißt das "Neutralität", wie sie in der Verfassung festgeschrieben ist. Die Flugzeuge von Aer Lingus hingegen landen in Shannon nicht mehr - jedenfalls nicht aus London. Die Fluggesellschaft hat die Route gestrichen und fliegt stattdessen von Belfast nach London-Heathrow. Das Geschrei in der Shannon-Region ist groß, weil der Direktflug nach London wegen der engen Wirtschaftsbeziehungen mit England für viele Unternehmen wichtig ist. Aber gerade in dieser Region haben sie mit großer Mehrheit die Parteien gewählt, die für die Privatisierung von Aer Lingus waren. Nun wundern sie sich, dass sich das Unternehmen wie eine private Fluglinie benimmt und auf Profitmaximierung erpicht ist.
ODea gehört einer dieser Parteien an. Neulich trank er in Souths Pub in Limerick, der größten Stadt in der Nähe des Flughafens, ein Bier, als ihn jemand ansprach: "Hey, was ist denn nun mit der London-Strecke?" Es war John Fahey, der Geschäftsführer einer Promotionsfirma für den Flughafen. Dessen Begleiterin Geraldine Morrissey, die Sprecherin für die Aer-Lingus-Angestellten in Shannon, fragte, warum ODea nicht im Parlament mitgestimmt habe, als es um die Privatisierung des Flughafens ging? Schließlich sei er doch der Verteidigungsminister. Fahey meinte hämisch: "Die Interessen Shannons hat er schlecht verteidigt."
Da platzte dem Miniminister der Kragen. Er brüllte: "Du bist ein Riesenarschloch!" Dann forderte er Fahey auf, mit ihm vor die Tür zu gehen, weil er ihn gerne verhauen würde. Fahey antwortete, dass er der Aufforderung freudig nachkommen würde, wenn ODea nur etwas größer wäre. Fahey war früher Rugbyspieler, er ist 1,93 Meter groß.
ODea bestreitet den Vorfall. Mit seiner Glaubwürdigkeit ist es jedoch nicht weit her, seit er vor einiger Zeit zugegeben hat, als Student einmal einen Joint geraucht zu haben. Dafür wurde er von seinen Parteigenossen heftig kritisiert. In einer beliebten Talkshow machte er geschwind einen Rückzieher. Er sei in den Sechzigerjahren auf einer Party gewesen, als ihm ein Kommilitone eine Zigarette reichte. Willie zog daran, aber sie schmeckte komisch. Er nahm an, dass es Cannabis war.
35 Jahre später, kurz nach dem Interview mit seinem Drogengeständnis, traf er just diesen Kommilitonen zufällig wieder. Der erklärte ihm, dass es sich damals tatsächlich um eine Zigarette gehandelt habe. Und Willie hatte Jahrzehnte lang angenommen, er habe einen Joint geraucht! Leider sei der Freund unerwartet verstorben und könne die Geschichte nicht mehr verifizieren. Na so was.
Am selben Tag, an dem ODea dem Rugbyspieler Prügel androhte, kam heraus, dass ein Minister regelmäßig Drogen konsumiere. Er wurde allerdings nicht namentlich genannt. Es ist vermutlich ODea: Er nimmt heimlich Wachstumshormone.
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