Kommentar Unigebühren: Falsch verstandene Elitenbildung

Intelligenzrabatt bei Studiengebühren ist der Gipfel der Ungerechtigkeit. Was belohnt wird, sind Herkunft und Geburt, aber nicht die Leistung.

In Freiburg zerbrechen sich nun Richter den Kopf darüber, ob Superintelligenz für einen Preisnachlass herhalten darf. Die Universität Freiburg erlässt nämlich allen die Studiengebühren, deren IQ über 130 liegt. Wer immer sich diesen Intelligenzrassismus ausgedacht hat - intelligent war er nicht. Denn das Angebot löst keines der Probleme, die im deutschen Karrieresystem herrschen. Dennoch ist der IQ-Rabatt hilfreich. Er macht kenntlich, was Schulen und Hochschulen in Deutschland belohnen - Herkunft und Geburt, aber nicht Leistung.

Der Imageschaden, den sich die Uni Freiburg eingehandelt hat, ist immens. Reihenweise tippen sich die Leute an die Stirn. Denn die gerade in den Reigen der Elite-Unis aufgenommene Hochschule bestätigt noch das platteste Vorurteil gegen das, was manche den neuen Wahn der Auserlesenheit nennen. Was die Uni treibt, ist eine quasi biologistische Bevorzugungspolitik bestimmter Studierendengruppen. Vielleicht sollte jemand die Freiburger Intelligenzbolzen daran erinnern, dass wir nicht das Jahr 1933 schreiben und Martin Heidegger auch nicht mehr Rektor ist. Die Sinnhaftigkeit solcher Tests stehen ohnehin seit ein paar Jahrzehnten in Frage.

Die Aufgabe der Universität in der Demokratie ist: möglichst viele Studierende zu möglichst exzellenten Leistungen zu animieren. Dazu können selbstverständlich Rabatte eingesetzt werden - aber dann doch bitte für jene klugen und leistungsbereiten StudentInnen, die sich das Studium sonst nicht leisten könnten. Die Uni im Südwesten aber hat sich ja gar nicht erst die Mühe gemacht, intelligente oder wenigstens lukrative Stipendien für gute Leute auszudenken. Ein Vorwurf, den sich Wissenschaft und Wirtschaft generell gefallen lassen müssen. Als es darum ging, Studiengebühren einzuführen, waren die Professoren, Banker und Bosse ziemlich laut; seit es darum geht, die sozialen Fundamente für Spitzenleistung zu legen, herrscht Schweigen.

"Wir haben es schwarz auf weiß, dass es bei uns heute noch ererbte Privilegien gibt", sagte Bundespräsident Horst Köhler vor wenigen Tagen. Und forderte dazu auf, dieses System zu ändern. Uni Freiburg - bitte übernehmen!

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