Bibliotheken: Elite-Uni schmeißt Bücher raus

Die Freie Universität will den Bestand in den Bibliotheken der Sozialwissenschaften bis 2020 halbieren. Studierende und Bibliotheksmitarbeiter warnen vor kleiner Auswahl und Wartezeiten.

Lesen bildet. Wenn man die Bücher nicht mi der Lupe suchen muss. Bild: ap

Die Freie Universität Berlin (FU) wurde gerade erst zur Elitehochschule gekürt. Doch ob sich die Studierenden in Dahlem auch in Zukunft in ihren Bibliotheken umfassend schlau machen können, scheint fraglich. Denn fast die Hälfte der Bücher und Medieneinheiten, die derzeit bei den Politik- und Sozialwissenschaften verfügbar sind, soll in den nächsten Jahren weggegeben werden. Dagegen formt sich nun am Fachbereich der Protest.

Bis 2020 soll die Universitätsbibliothek (UB) der FU umgebaut und neu strukturiert werden. Spätestens dann soll auch die Literatur der Politik- und Sozialwissenschaften in dem UB-Gebäude unterkommen. Allerdings nur zum Teil: Christa Beckmann von der Pressestelle der FU antwortete auf eine Anfrage der taz: "Bücher und Zeitschriften aus der Zeit vor der Wende, die vielfach vorhanden sind und nicht permanent benötigt werden, spendet die Freie Universität der Europäischen Humanistischen Universität in Vilnius." Die Sprecherin bestätigte, dass es sich dabei um rund 300.000 Medieneinheiten handelt.

Momentan unterhalten die Politikwissenschaften, die Publizistik- und Kommunikationswissenschaften, die Soziologie und die Ethnologie noch jeweils eine eigene Bibliothek. Der Bestand beläuft sich insgesamt auf 767.755 Medieneinheiten.

Dass im Zuge der Umstrukturierungen der Bibliotheken also fast die Hälfte des Bestands aussortiert werden soll, halten viele Studierende für kontraproduktiv. Rima Hussein, studentische Vertretung im Fachschaftsrat der Politik- und Sozialwissenschaften, warnt: "Nach der Aussortierung wird es kein Buch zweimal geben. Die Studenten werden noch länger auf die Fachbücher warten müssen."

Auch das Bibliothekspersonal ist offenbar besorgt. In der Infomail einer Angestellten, die anonym bleiben möchte, heißt es: "Wir als Mitarbeiter der Bibliothek halten es für falsch, 15 Millionen Euro für einen Bau auszugeben, der am Ende nicht genug Platz für unsere Bücher bietet." Die Angestellte schreibt zudem, dass mit der Aussonderung der Bücher und Medien bereits jetzt begonnen wird.

FU-Sprecherin Beckmann weist die Kritik zurück. "Die Spende wird keine Beeinträchtigungen zur Folge haben." Sie stellt die Vorteile heraus, welche die Neuordnung der Bibliotheken mit sich bringen soll. "Das Angebot der UB soll ausgeweitet werden. Langfristiges Ziel ist eine 24-Stunden-Öffnungszeit." Mit dem Umzug der jetzigen Bibliotheken unter ein Dach solle auch den Nutzern des Fachbereichs Politik- und Sozialwissenschaften dieser Service zugänglich gemacht werden.

An den betroffenen Instituten wollen viele erst einmal abwarten, wie sich die Umstrukturierung konkret gestalten wird. Einige Professoren befürworten die Zusammenfassung der Bibliotheken und Medien. Im Januar wird der Fachschaftsrat, der aus Professoren und Studierenden besteht, über das weitere Vorgehen beraten. Dass die Kritik eine Wirkung haben kann, zeigen die Rechts- und Wirtschaftswissenschaften: Dem Fachbereich war es gelungen, eine geplante Zusammenlegung der Bibliotheken zu verhindern.

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