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KunsthalleDer Würfel fällt später

Die temporäre Kunsthalle White Cube auf dem Schlossplatz kommt erst zum Kunstherbst 2008. Die Verzögerung um ein halbes Jahr hat technische und PR-Gründe.

Die geplante temporäre Kunsthalle auf dem Schlossplatz Bild: dpa

Man kann über die Berliner Baukultur sagen was man will, in einem bleibt sie sich treu: Gebaut wird immer später als geplant. Jüngster Fall: Die Eröffnung der temporären Kunsthalle "White Cube" auf dem Schlossplatz wird sich um ein halbes Jahr verschieben. Eigentlich wollten den Kuratorinnen des Projekts, Coco Kühn und Constanze Kleiner, die neue Kunsthalle zur 5. Berlin Biennale für zeitgenössische Kunst im April fertig stellen. Jetzt ist der Herbst 2008 als Datum für die erste Ausstellung anvisiert, wie die taz am Sonntag aus dem Umfeld der Kunsthallen-Initiative erfuhr.

Danach sollen für die Verzögerung von White Cube technische und administrative, aber auch so genannte öffentlichkeitswirksame Gründe verantwortlich sein. So hätten sich die beiden Kuratorinnen überlegt, dass die Eröffnung zum Berliner "Kunstherbst" mit der Messe Artforum und den Neuauflagen in den Galerien die größere Aufmerksamkeit nach sich ziehen könnte, als wenn man etwa im Sommerloch starten würde, hieß es. Das "Timing" hin zum Herbst böte größere Marketing-Möglichkeiten für die Eröffnung der temporären Kunsthalle.

Hinzu kommt, dass der Untergrund auf der so genannten Schloss-Freiheit mehr Probleme bereitet als erwartet. Dort sollen sich noch Leitungen befinden, die dem Projekt nicht in die Quere kommen dürfen. Schließlich muss die Koordination der zukünftigen Baustelle White Cube mit der anderer Bauvorhaben vor Ort - dem Abriss des Palastes der Republik und beginnenden U-Bahnbauten - noch zeitlich aufeinander abgestimmt werden. Dies wurde wohl unterschätzt.

Der White Cube-Entwurf des Wiener Architekten Adolf Krischanitz war Ende 2007 vom Regierenden Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) und dem Senat ausgewählt worden. Das Projekt hatte sich gegen die teurere "Wolke" des Architektenbüros Graft durchgesetzt. Die temporäre Kunsthalle soll als neuer Ort in Berlin für junge Kunst von 2008 bis zum Baubeginn des Stadtschlosses 2010 bleiben. Danach ist der Abriss vorgesehen.

Bereits am Samstag hatte Volker Hassemer erklärt, dass sich der Bau der Ausstellungshalle verzögern könnte. Die Vorbereitungen und Genehmigungen seien komplizierter als angenommen, so der Ex-CDU-Kultursenator, der auch Vorstandsvorsitzender der Stiftung Zukunft Berlin ist, die den White Cube finanziert. Laut Hassemer habe der Abriss des Palastes keine Auswirkungen auf das Bauprojekt. Auch an den Kosten von 850.000 Euro würde sich nichts ändern. Noch im Februar wollten Kühn und Kleiner ihr künstlerisches Konzept vorstellen, erklärte der frühere Kultursenator.

Sorgen, dass das Projekt sich noch weiter verschieben könnte, macht man sich auch in der Kulturverwaltung nicht. Nach Auskunft von Torsten Wöhlert, Sprecher der Kulturverwaltung, sei wohl die Verankerung der Kunsthalle im Erdreich "komplizierter als erwartet". Eine Eröffnung im Herbst hält der Sprecher für "noch unproblematisch". Dann sei noch genug Zeit für den White Cube, bis 2010 sich am Schlossplatz zu etablieren und finanziell erfolgreich zu sein.

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