Alpinski im Engadin: Pistenchampion kommt nicht ins Ziel

Für Alpinfahrerin Maria Riesch verlief das Wochenende nicht gut: ein Sturz und ein siebter Platz im Super-G. Dabei fährt sie dort sonst immer aufs Treppchen.

Super-G: Daraus wurden nur ein 7. Platz für Maria Riesch.

Weltcup in Sapporo, Großschanze: 1. Thomas Morgenstern (Österreich) 288,7 Pkt. (135,0/139,0 m); 2. Janne Happonen (Finnland) 272,5 (128,5/134,0); 3. Anders Bardal (Norwegen) 264,3 (127,0/131,5); 4. Björn Einar Romören (Norwegen) 258,4 (130,0/125,5); 5. Denis Kornilow (Russland) 253,6 (132,5/122,0); 6. Michael Neumayer (Berchtesgaden) 238,0 (118,0/129,5), ...31. Stephan Hocke (Schmiedefeld) 91,4 (110,5); 38. Michael Uhrmann (Rastbüchl) 82,8 (106,0); 39. Martin Schmitt (Furtwangen) 82,5 (105,0)

Abfahrt, Frauen in St. Moritz: 1. Tina Maze (Slowenien) 1:44,38 Min.; 2. Maria Holaus (Österreich) 1:44,72; 3. Lara Gut (Schweiz) 1:44,73; 4. Emily Brydon (Kanada) 1:44,76; 5. Lindsey Vonn (USA) 1:44,80; 5. Elisabeth Görgl (Österreich) 1:44,80; Maria Riesch (Partenkirchen) ausgeschieden

Eigentlich ist das Engadin für Maria Riesch immer eine Reise wert. In keinem anderen Weltcup-Ort ist die Skirennläuferin aus dem beschaulichen Garmisch-Partenkirchen so oft auf das Siegerpodest gelandet wie in St. Moritz, und darauf hat sie auch dieses Mal spekuliert. Aber die "Corviglia" war ihr am Wochenende nicht ganz wohl gesinnt, zum ersten Mal musste sie sich ohne Top-drei-Resultat von ihrer Lieblingsstrecke verabschieden. Bei der Abfahrt ist sie nicht ins Ziel gekommen, und im Super-G einen Tag später landete sie lediglich auf dem siebten Platz. "Es ist nicht ganz das, was ich mir erwartet habe", gab sie zu.

Der deutsche Cheftrainer Mathias Berthold fand es "zu wenig zum Leben und zu viel zum Sterben". Maria Riesch hat sich wie schon vor einer Woche in Ofterschwang mit der Einordnung der Ergebnisse schwer getan. Trotz des zweitschlechtesten Saisonresultats in dieser Disziplin verteidigte sie die Führung in der Super-G-Wertung und reist nun mit der roten Startnummer nach Sestriere, wo in der kommenden Woche wieder eine Abfahrt und ein Super-G auf dem Programm stehen.

Aber immerhin: Riesch eroberte den dritten Platz im Gesamtweltcup zurück. Sie hat freilich auch wieder sehr viele Punkte verschenkt. Am Samstag bei der Abfahrt vergab sie eine Spitzenplatzierung, weil sie mit bis dahin bester Zwischenzeit zu viel riskierte und die Kurve nicht mehr bekam. "So kühn, wie Maria um die Ecke gefahren ist, hat sich das nicht ausgehen können. Da hätte der liebe Gott innen stehen und sie hochziehen müssen", fand Berthold. "Es ist bitter, denn es hätten 100 Punkte sein können und 0 waren es."

Stürzende Schweizerin

Zum Sieg hätte es aber womöglich trotzdem nicht gereicht, weil die Wetter- und damit auch die Pistenbedingungen im Laufe des Rennens besser wurden, wovon Läuferinnen mit Startnummern jenseits der 30 profitierten. Die Slowenin Tina Maze verdrängte als fünftletzte Starterin Maria Holaus aus Österreich noch von der ersten Position, und die erst 16 Jahre alte Schweizerin Lara Gut fuhr in ihrer ersten Weltcup-Abfahrt gleich auf den dritten Rang, oder besser: sie stürzte auf das Podest. Denn sie kam im Zielhang zu Fall, verlor einen Ski und rutschte über die Linie. Mehr Spektakel bei ihrem Einstand hätte die größte Schweizer Ski-Hoffnung kaum bieten können. "Das war doch ein schöner Sturz ins Ziel", sagte Gut hinterher.

Einen Tag später lieferte die Tessinerin - bei gleichen Bedingungen für alle Läuferinnen - als Fünfte einen weiteren Beweises ihres riesigen Talents. Maria Riesch fehlte gestern die Unbekümmertheit. "Vielleicht bin ich nicht locker genug gefahren, weil ich nicht schon wieder ausscheiden wollte", sagte sie. Berthold hat analysiert, dass die 23-Jährige genau in jener Passage zu vorsichtig fuhr, in der sie am Tag zuvor das Tor verpasst hatte.

Diesen Abschnitt erwischte die kräftige Kanadierin Emily Brydon am besten. Ihre Zeit im Ziel war das Maß aller Dinge an diesem Sonntag, am nächsten kamen ihr noch die beiden Österreicherinnen Elisabeth Görgl und Renate Götschl. "Die Emily ist schon im Dezember unten so schnell gewesen. Sie ist halt eine gute Gleiterin und bringt auch das nötige Gewicht mit", sagt Riesch. Es schien beinahe so in den vergangenen zwei Wochen, als ob die Deutsche der Kampf um den Gesamtweltcup ein wenig hemmen würde oder zumindest mehr beschäftigen, als ihr lieb ist.

"Das einzig Gute"

Trotz des nunmehr schon beachtlichen Rückstands auf die Führende Nicole Hosp aus Österreich und die Zweite, die Amerikanerin Lindsey Vonn, hat sie die Wertung noch immer im Blick. Als Marlies Schild, bis Sonntag vor ihr platziert, mit größerem Rückstand ins Ziel gekommen war, entfuhr es Riesch spontan: "Das ist das einzig Gute." Es ergeht ihr da allerdings nicht anders als den anderen vier, fünf Läuferinnen, die noch eine Chance auf den Sieg haben. "Niemand will über den Weltcup reden, aber jede denkt daran", gibt Lindsey Vonn zu.

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