Kontroverses Fotoprojekt: Die israelische Mauer in Berlin

Ein Fotograf will Bilder der israelischen Mauer an der Berliner East Side Gallery zeigen. Im Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg wird heftig über das Projekt debattiert.

Sollten hier an die East Side Gallery Fotos der israelischen Mauer geklebt werden, fürchten viele antisemitische Schmierereien. Bild: dpa

Eine Mauer kann Staaten teilen. Im Berliner Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg scheidet sie derzeit vor allem die Geister. Seit der Fotograf Kai Wiedenhöfer angekündigt hat, an der East Side Gallery Bilder von der israelischen Grenzanlage zu zeigen, reißt die Debatte nicht mehr ab. Manche befürchten eine Gleichsetzung der beiden Mauern. Andere warnen vor antisemitischen Schmierereien. Nun muss das Bezirksamt über die Ausstellung entscheiden.

Wiedenhöfer hat die Mauer in Israel zwischen 2003 und 2006 immer wieder fotografiert. Seine Arbeiten wurden unter anderem mit dem World Press Photo Award ausgezeichnet. Die Bilder sind beeindruckende Momentaufnahmen aus dem Leben derer, die an der Mauer wohnen.

Wenn die East Side Gallery ab April saniert wird, möchte Wiedenhöfer einen Teil der Fotos im Großformat auf die Berliner Mauer kleistern. Ergänzt werden sollen sie durch Bilder von den Grenzanlagen in Nordirland und zwischen Mexiko und den USA. Er wolle das Wesen der Mauern herausstellen und eine Debatte über das Völkerrecht bewirken, sagt Wiedenhöfer. Unterstützt wird der Fotograf von der ehemaligen Kultursenatorin Adrienne Goehler, sie ist die Kuratorin des Projekts.

Ursprünglich wollte sich Wiedenhöfer auf Bilder der isrealischen Mauer beschränken. Doch damit konnte er sich im Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg nicht durchsetzen. "Die Idee wurde sehr kritisch eingeschätzt", sagt die Vorsitzende des Kulturausschusses, Elvira Pichler (Grüne). Viele hätten die Darstellung des Nahostkonflikts auf diese Weise als zu einseitig empfunden. In einer Stellungnahme warnte der Ausschuss gar davor, dass das Projekt "Ansatzpunkt für Rechtsextremisten" werden könnte. In einem Jahr, in dem das 60-jährige Bestehen Israels gefeiert würde, sei die Ausstellung das falsche Zeichen.

Andere kritisieren die Gleichsetzung der israelischen mit der Berliner Mauer. "Natürlich ist eine Mauer immer eine ultima ratio. Trotzdem gibt es fundamentale Unterschiede", sagt Rainer Klemke, der in der Senatskanzlei die Arbeitsgruppe für das Mauergedenken leitet. Die Grenzanlage der DDR habe sich gegen die eigene Bevölkerung gerichtet. "Das ist bei anderen Mauern nicht der Fall", so Klemke. Anders als in der DDR sei die Grenzanlage in Israel zudem Instrument einer demokratisch gewählten Regierung.

Nach der heftigen Debatte bieten Wiedenhöfer und Goehler nun an, auch Bilder von Mauern in anderen Ländern zu zeigen. Nicht alle Kritiker können sie damit befrieden. Klemke sagt: "Der antisemitische Schwerpunkt ist damit raus. Aber die Beliebigkeit wird noch gesteigert."

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